Stress, Hormonschwankungen und das Wetter können Einfluss auf die Entstehung einer Migräneattacke haben: Die Auslöser sind von Patient zu Patient verschieden. Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke können ebenfalls ein Trigger sein. Eine prospektive Kohortenstudie aus Boston zeigt nun die Dosisabhängigkeit, sie wurde im „American Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Das Risiko, durch Koffein einen Migräneanfall zu erleiden, steigt der Studie zufolge erst ab einer bestimmten Dosis. Auch bei Abweichungen von der üblicherweise konsumierten Menge kann es demnach schneller zu Kopfschmerzattacken kommen. Die Forscher vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston veröffentlichten erstmals eine Studie, die den Zusammenhang zwischen koffeinhaltigen Getränken und dem Auftreten von Migräneanfällen herstellt. Knapp 100 Patienten nahmen an der Studie teil: 86 Frauen und 12 Männer im Alter von durchschnittlich 35 Jahren. Um den Zusammenhang zu ermitteln, mussten die Patienten sechs Wochen lang täglich festhalten, wie viele koffeinhaltige Getränke sie konsumierten und wann Migräneanfälle auftraten.
Anschließend wurden Zeiten, an denen die Patienten mehr koffeinhaltige Getränke konsumiert hatten mit solchen, an denen sie darauf verzichtet hatten verglichen: Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ein bis zwei Getränke mit Koffein das Risiko für einen Migräneanfall noch nicht erhöhen. Ab dem dritten Getränk stieg das Risiko jedoch kontinuierlich an. Konsumierten die Patienten fünf oder mehr koffeinhaltige Getränke am Tag, war das Risiko für eine Schmerzattacke sogar doppelt so hoch. Auffällig war, dass nicht alle Patienten dieses Risiko aufwiesen: Personen, die normalerweise keine koffeinhaltigen Getränke zu sich nahmen, erlitten häufig bereits schon nach einem koffeinhaltigen Getränk einen Migräneanfall.
Migräneattacken können den Alltag unerträglich machen: Sie sind durch eine Erweiterung der Hirnhautgefäße, eine erhöhte Trigenimus-Aktivität, aseptische Entzündungsreaktionen sowie der Freisetzung von Substanz P und dem Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP) gekennzeichnet. Das Neuropeptid wird zentral freigesetzt und gilt als starker Vasodilataor und Trigger für Entzündungen. Der Schmerz ist meist einseitig und kann sich bei körperlicher Aktivität verstärken. Zudem können die Betroffenen licht- und geräuschempfindlich sein. Zu den vegetativen Begleitsymptomen zählen auch Übelkeit und Erbrechen. Ein Migränepatient kennt sich und seine Attacke selbst sehr gut. Zudem können Vorboten eine Attacke ankündigen: Etwa 10 bis 15 Prozent erleben eine Aura. Danach folgt die Kopfschmerzphase, die drei bis fünf Stunden oder gar bis zu 70 Stunden andauern kann. Arzneimittel sollten daher je früher desto besser in der Kopfschmerzphase eingesetzt werden.
Von etwa 100 Kopfschmerzarten, sind mehr als 90 Prozent aller Kopfschmerzen auf Migräne- und Spannungskopfschmerz zurückführen. Zur Behandlung stehen verschreibungspflichtige und OTC-Arzneimittel zur Verfügung. Aber auch eine nichtmedikamentöse Therapie kann sich positiv auf die Migräneattacken auswirken. Im Rahmen der Selbstmedikation sind laut evidenzbasierten Empfehlungen nicht-steroidale Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen sowie eine Kombination aus Paracetamol, ASS und Coffein Mittel der ersten Wahl, wenn es sich um die Behandlung leichter bis mittelstarker Schmerzen handelt.
Gemäß S1 Leitlinie sollen Triptane bei mittelschweren bis schweren Attacken oder wenn NSAR nicht wirksam sind, zum Einsatz kommen. Eletriptan und Rizatriptan sind unter den Triptanen am wirksamsten: Die Wirkstoffe helfen bei einer Akutattacke jedem zweiten Patienten. Mutterkornalkaloide gelten als Reservearzneimittel, die nur eingesetzt werden, wenn alles andere unwirksam ist. Wichtig ist die Begrenzung der Anwendung: Apotheker sollten in einer guten Beratung darauf hinweisen, Schmerzmittel nicht länger als drei Tage am Stück und nicht an mehr als zehn Tagen pro Monat angewendet werden sollen.
Im Bereich der Prophylaxe gibt es seit einiger Zeit eine ganze Reihe unterschiedlicher Wirkstoffe mit deren Hilfe man die Zahl der Attacken reduzieren kann. Ein Beispiel sind die Betablocker, deren Nebeneffekt die Senkung der Migränetage ist: Die beste Evidenz liegt für Metoprolol und Propranolol vor. Ebenfalls eingesetzt werden der Calciumantagonist Flunarizin und das Antiepileptikum Topiramat.
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