Nur für Abbruchkliniken

Mifepriston: Was steckt hinter der „Abtreibungspille“?

, Uhr
Berlin -

In den USA sorgt der Wirkstoff Mifepriston aktuell für großen Wirbel: Ein Bundesgericht in Texas hat die Zulassung für das Abtreibungsmedikament ausgesetzt. Nun geht die US-Regierung dagegen vor. Was hat es mit dem Wirkstoff auf sich und wie ist die Lage in Deutschland?

Schwangerschaftsabbrüche sind ein kontrovers diskutiertes Thema. Vor allem in den USA sorgt es immer wieder für Aufruhr. Sollte Mifepriston die Zulassung verlieren, würde das auch für Staaten gelten, in denen Abtreibung erlaubt ist. Abtreibungsgegner:innen hatten gegen die Zulassung des Medikaments geklagt. Das Urteil in Texas wird als wichtigster Richterspruch im Kampf um das Recht auf Abtreibung in den USA gesehen, seit das Oberste Gericht im Juni in einer historischen Entscheidung das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hatte. Die US-Arzneimittelbehörde FDA stuft das Arzneimittel als „sicher und effektiv“ ein.

Wie wirkt Mifepriston?

Mifepriston ist ein synthetisches Steroid, welches zur Gruppe der kompetitiven Progesteronantagonisten gehört. Das schwangerschaftserhaltende Hormon Progesteron wird an seinen Rezeptoren verdrängt. Ab einer Dosierung von 1 mg/kg hebt Mifepriston die Wirkung von Progesteron auf Endometrium und Myometrium auf. Dadurch kommt es zu einer Ablösung der Gebärmutterschleimhaut und des Fruchtsackes.

36 bis 48 Stunden später muss die Frau zusätzlich ein Prostaglandinanalogon wie Misoprostol oder Gemeprost einnehmen. Denn bei einer bestehenden Schwangerschaft wird das Myometrium empfänglicher gegenüber der Kontraktionen auslösenden Wirkung von Prostaglandin. Dadurch wird die Wirkung von Mifepriston verstärkt. Etwa 24 Stunden nach der Einnahme setzt eine Blutung ein. In 95 Prozent der Fälle wird mit diesem Behandlungsschema eine Abstoßung des Embryos erreicht.

Mifepriston nicht für Apotheken

In Deutschland ist lediglich ein Mifepriston-Präparat auf dem Markt: Mifegyne (Nordic) kann jedoch weder über den Großhandel bestellt noch in der Apotheke auf Vorlage eines Rezeptes abgegeben werden. Das Mittel ist ausschließlich von Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, beziehbar.

Der Einsatz umfasst die folgenden Indikationen:

  • Medikamentöser Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft bei anschließender Verwendung mit einem Prostaglandinanalog, bis zum 63. Tag der Amenorrhoe.
  • Erweichung und Erweiterung der Cervix uteri vor dem chirurgischen Abbruch der Schwangerschaft während des ersten Trimesters
  • Vorbereitung für die Wirkung von Prostaglandinanalogen beim Abbruch der Schwangerschaft aus medizinischen Gründen (nach dem ersten Trimester)
  • Einleitung von Wehen bei Tod des Fetus in utero bei Patientinnen, bei denen Prostaglandin oder Oxytocin nicht verwendet werden können

Beim Einsatz als „Abtreibungsmedikament“ wird zwischen zwei Fällen unterschieden:

  • bis zum 49. Tag der Amenorrhoe: 600 mg Mifepriston (d.h. 3 Tabletten mit je 200 mg) werden als Einzeldosis oral eingenommen, und 36 bis 48 Stunden später folgt die Verabreichung eines Prostaglandinanalogs; Misoprostol 400 μg oral oder Gemeprost 1 mg per vaginam. Alternativ können auch 200 mg Mifepriston als Einzeldosis oral verwendet werden, 36 bis 48 Stunden später gefolgt von der Verabreichung des Prostaglandinanalogs Gemeprost 1 mg per vaginam
  • zwischen dem 50. und 63. Tag der Amenorrhoe:
    600 mg Mifepriston (d.h. 3 Tabletten mit je 200 mg) werden als Einzeldosis oral eingenommen, 36 bis 48 Stunden später folgt die Verabreichung des Prostaglandinanalogs Gemeprost 1 mg per vaginam. Alternativ können auch 200 mg Mifepriston als Einzeldosis oral verwendet werden, 36 bis 48 Stunden später gefolgt von der Verabreichung des Prostaglandinanalogs Gemeprost 1 mg per vaginam
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
1 Milliarde Euro Investition
Novo Nordisk erweitert Produktion
Mehr aus Ressort
Pankreatitis als Nebenwirkung
Mounjaro: Tod nach Abnehmspritze
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger

APOTHEKE ADHOC Debatte