Der kardioselektive Betablocker Metoprolol hat im Bereich COPD versagt: Eine Studie, die den positiven Einfluss auf Exazerbationen darlegen sollte, wurde nun frühzeitig abgebrochen und liefert sogar gegenteilige Ergebnisse.
Betablocker gehören eigentlich zur Gruppe der Antihypertonika: Die Wirkungen beruhen auf dem kompetitiven Antagonismus an den Beta-1- und Beta-2-Rezeptoren. Dort verdrängen sie die Neurotransmitter Noradrenalin und Adrenalin und hemmen deren aktivierende und stimulierende Effekte. Sie senken den Blutdruck und die Herzfrequenz, indem sie peripher gefäßverengend wirken. Außerdem haben sie antiarrhythmische Eigenschaften, entlasten das Herz und reduzieren den Sauerstoffverbrauch des Herzens.
Nicht-selektive Betablocker greifen nicht nur an den Rezeptoren des Herzens, sondern auch an den Beta-2-Rezeptoren der Bronchien an. Eine Blockade dieser Rezeptoren erhöht den Tonus der glatten Muskulatur, was zu deren Verkrampfung führen kann. Daher galten sie lange Zeit bei Asthma und COPD als kontraindiziert: Denn durch die Wirkungen kommt es zu einer Bronchokonstriktion, welche die Symptomatik der Erkrankungen verstärken kann. Metoprolol zählt jedoch neben Bisoprolol, Nebivolol und Atenolol zu den selektiven Betablockern, welche nur am Herzen wirken: Damit ist der Wirkstoff auch für Asthma- und COPD-Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen geeignet.
Retrospektive Beobachtungen gaben Hinweise darauf, dass der selektive Betablocker bei Patienten ohne Herzerkrankungen nützlich sein könnte: Es wurde über antientzündliche Wirkungen und eine Hemmung der Schleimproduktion in den Becherzellen berichtet. Die Zahl der Exazerbationen sollte dadurch gesenkt werden können.
Um diese Hinweise zu untermauern, wurde die Studie „Block COPD“ gestartet: Insgesamt nahmen 26 US-Zentren mit mehr als 500 Patienten im Alter von 40 bis 85 Jahren teil, bei denen eine mittelschwere oder schwere COPD diagnostiziert wurde. Alle Teilnehmer waren im Vorjahr mit systemischen Steroiden oder Antibiotika behandelt worden, wegen einer Exazerbation hospitalisiert gewesen oder sauerstoffpflichtig.
Desweiteren waren alle Patienten Raucher oder ehemalige Raucher mit im Durchschnitt 50 Packungsjahren in der Vorgeschichte. Keiner der Patienten benötigte jedoch einen Betablocker zur Behandlung einer kardialen Erkrankung. Die Hälfte der Patienten wurde mit einem retardierten Metoprololpräparat behandelt, die andere Hälfte erhielt Placebo. Primärer Endpunkt war die Dauer bis zum Auftreten der nächsten Exazerbation.
Das Ergebnis: Unter der Metoprolol-Medikation kam es im Durchschnitt nach 202 Tagen zur nächsten Exazerbation, unter Placebo waren es 222 Tage. Der Niederschlag: Patienten, die Metoprolol erhielten, erlitten mit 1,40 im Vergleich zu 1,33 pro Jahr tendenziell sogar häufiger Exazerbationen. Statt die schützende Wirkung zu beweisen, wurde sogar ein Anstieg der Atemkrisen festgestellt: Die Patienten der Metoprolol-Gruppe mussten fast doppelt so häufig hospitalisiert werden. Außerdem kam es ebenfalls zu mehr Todesfällen: In der Metoprololgruppe waren es elf, verglichen mit fünf Todesfällen in der Placebogruppe. Sieben der Todesfälle konnten auf eine COPD-Exazerbation zurückgeführt werden. Die Studie musste aufgrund der Zwischenergebnisse vorzeitig abgebrochen werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte