Methylmalonsäure macht Krebs im Alter aggressiver Cynthia Möthrath, 21.09.2020 13:45 Uhr
Krebs zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken – mehr als 70 Prozent der Erkrankten sind älter als 60 Jahre. Forscher haben nun einen Faktor identifiziert, der erklärt, warum Tumore bei älteren Menschen aggressiver sind als bei jungen Patienten. Daraus könnte sich ebenfalls ein neuer Behandlungsansatz ableiten.
Das Team des Medical College in New York nahm sich die Blutproben von 60 gesunden Menschen zur Hilfe. Eine Hälfte der Probanden war unter 30 Jahre alt, die andere über 60 Jahre. Mit den Blutproben wurden in einer speziellen Nährlösung schließlich Krebszellen gezüchtet und beobachtet. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Tumorzellen im Blut der älteren Patienten besonders aggressiv waren. Im Blut der jungen Probanden kam es hingegen kaum zu einer Veränderung der Krebszellen. Darin sehen die Forscher auch den Grund für aggressivere Krebserkrankungen bei älteren Menschen: Mithilfe der Blutproben ließ sich zeigen, dass der Krebs schneller streut und resistenter gegen Chemotherapeutika ist. Anschließende Tierversuche an Mäusen konnten die Beobachtungen untermauern.
Methylmalonsäure als Krebs-Faktor
Als Ursache für diese Beobachtung identifizierte das Team ein Stoffwechsel-Produkt im Blut, welches die Krebszellen dazu anregt, Metastasen zu bilden – die sogenannte Methylmalonsäure (MMS). Sie entsteht beim Abbau von Proteinen und Lipiden im Blut und kommt bei älteren Menschen in bis zu 100-fach höherer Konzentration vor. Es konnte gezeigt werden, dass MMS sich an die Blutfette anlagert und so in die Tumorzellen aufgenommen wird. Einmal in die Zellen eingedrungen wird deren Wachstum massiv beschleunigt.
Die neue Erkenntnis in der Krebsforschung gibt jedoch nicht nur Aufschluss in Bezug auf Krebserkrankungen in Abhängigkeit vom Alter – sie könnte auch Hinweise auf völlig neue Behandlungsansätze für die Krebstherapie liefern: Wirkstoffe, die MMS binden und somit unschädlich machen, könnten ein aggressives Tumorwachstum verhindern und so eine wertvolle Therapieoption der Zukunft darstellen.