Methylgruppen schützen vor Krebs Deniz Cicek-Görkem, 27.02.2017 10:55 Uhr
Fehlende Methylgruppen innerhalb der einzelnen Gene begünstigen die Entstehung von Krebszellen. Das haben Wissenschaftler des Fritz-Lipmann-Instituts (FLI) in Jena und der Human Genetics Foundation der Universität Turin herausgefunden.
Gene codieren für bestimmte Zelleigenschaften. Ein wichtiger Mechanismus der Genregulierung ist die DNA-Methylierung. Dabei wird der Promoter, also die Stelle auf der DNA, an der mit der Ablesung begonnen wird, methyliert. Durch die enzymatische Anlagerung der Methylgruppen wird die Genexpression gehemmt.
Nicht nur an den Promotern gibt es Methylgruppen, sondern auch innerhalb der einzelnen Gene. Die Funktion dieser Gruppen war bislang unbekannt. Dr. Francesco Neri und seine Forschergruppe konnte in Zusammenarbeit mit italienischen Kollegen zeigen, dass die Abwesenheit von Methylgruppen innerhalb eines Gens zu Fehlern bei der DNA-Aktivierung führt. Die Methylierung hat also eine schützende Funktion: Wenn entsprechende Abschnitte im Gen fehlen, werden als Folge keine korrekten Proteine mehr produziert. Die Zellen werden im Aufbau der Zellstruktur gehindert und entarten.
Neri sieht darin einen neuen Ansatzpunkt zur Behandlung von Krebs. Generell könne man mit chemischen Substanzen diesen Mechanismus beeinflussen. Da bei vielen Krebszellen die DNA zu wenig methyliert sei, fehle ihr der „Schutz vor einer Fehlaktivierung“, so Neri. Durch eine chemisch gesteuerte Methylierung der freiliegenden, nicht-methylierten Gene könne möglicherweise die Entartung der Zellen verhindert werden. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.