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Methadon: Erhöhtes Sturzrisiko APOTHEKE ADHOC, 27.05.2019 13:59 Uhr

Medizinische Fachgesellschaften lehnen das Substitutionsmittel zur Tumortherapie derzeit aufgrund unzureichender Datenbasis ab. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtet derzeit über zwei Glioblastom-Patienten, die aufgrund einer Temozolomid-Behandlung Methadon im Off-Label-Use einnahmen und stürzten. In einer dänischen Fall-Kontroll-Studie wurden Fraktur-Risiken bereits mit analgetischer Methadon-Therapie in Verbindung gebracht.

Bei einer 56-Jährigen Patientin kam es möglicherweise zu einer durch Methadon bedingten Symptomverschleierung mit verspäteter Diagnose einer Schenkelhalsfraktur. Der andere Patient war ein 59-Jähriger: Infolge des Sturzes kam es bei ihm zu einem schweren Schädelhirntrauma. In beiden Fällen konnte die parallel verabreichte Begleitmedikation (Dexamethason, Levetiracetam) sowie die maligne Grunderkrankung als alternative Ursache für die Stürze nicht komplett ausgeschlossen werden.

Das Racemat Methadon bindet relativ selektiv agonistisch an μ-Opioidrezeptoren und wirkt ungefähr zweimal potenter als Morphin. In Deutschland ist es ausschließlich zur Substitutionstherapie von Erwachsenen mit Opioid-Abhängigkeit zugelassen. Zu den Wirkungen von Methadon gehören klassische Opioideffekte wie Sedierung, Verwirrtheit, Schwindel, Euphorie, Miosis, Obstipation, Bronchokonstriktion, Antidiurese und QT-Verlängerungen. Aufgrund der langen und erheblichen interindividuellen Variabilität der Halbwertszeit besteht zudem die Gefahr von Überdosierungen und Atemdepression.

Die AkdÄ informiert nun über den antiproliferativen Effekt von Methadon. Medizinische Fachgesellschaften lehnen das Substitutionsmittel zur Tumortherapie derzeit aufgrund unzureichender Datenbasis ab. Veränderte Fraktur-Risiken wurden mit analgetischer Opioid- und speziell Methadon-Therapie in einer dänischen Fall-Kontroll-Studie in Verbindung gebracht: Ein Anstieg des Frakturrisikos war bereits bei kumulativer Einnahme von weniger als zehn definierten Tagesdosen (DDD) zu beobachten. Zudem finden sich in der Datenbank Eudravigilance laut AkdÄ zum Wirkstoff 59 Fälle zu Stürzen und zahlreichen Frakturen, unter anderem der Hüfte und der Extremitäten.