Derzeit erhalten einer Studie zufolge rund viermal so viele Kinder und Jugendliche Neuroleptika wie noch im Jahr 2000. Nach der bisher unveröffentlichten Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Köln erhielten im Jahr 2000 rund 6800 Kinder und Jugendliche entsprechende Mittel wegen Psychosen, Entwicklungsstörungen und Autismus. Im Jahr 2006 waren es schon 28.100. Die sei ein „bemerkenswerter Anstieg“, sagte Klinikleiter Dr. Gerd Lehmkuhl.
„Ärzte müssen darauf achten, dass sie diese Medikamente nicht zu leichtfertig vergeben“, so Lehmkuhl. Laut einem TV-Bericht von „Report Mainz“ setzen Ärzte Psychopharmaka zunehmend bei Verhaltensstörungen ein, für die sie nicht zugelassen sind. Lehmkuhl sagte dazu, im Rahmen eines Heilversuchs sei dies zwar erlaubt, die Mediziner müssten Eltern dann aber auf die Zulassungsbeschränkungen hinweisen. Zudem müssten die Ärzte sich selber sehr kritisch fragen, ob die Medikamente notwendig seien. Oft seien pädagogische oder therapeutische Maßnahmen besser geeignet.
In wie vielen Fällen die Neuroleptika zu Unrecht verschrieben würden, sei schwer zu sagen. Aber „die Dunkelziffer ist nicht gering“, schätzt der Kinderarzt. Die Psychopharmaka können bei jungen Menschen zu Gewichtszunahme, Bewegungsstörungen oder apathischem Verhalten führen.
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