Meerrettich: Scharfer Entzündungshemmer Cynthia Möthrath, 20.08.2020 14:30 Uhr
Der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim (NHV Theophrastus) hat die Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt: Diesmal wurde der Meerrettich (lat. Armoracia rusticana) gekürt. Als Heilpflanze kommt er vor allem aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften zum Einsatz. Aktuelle Studien belegen die Wirkung.
Der Meerrettich ist aufgrund seines scharfen, würzigen Geschmacks vor allem aus der Küche bekannt. Doch auch in der Medizin findet er seit Jahrhunderten Anklang. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südrussland, bevor sie auch in Mitteleuropa heimisch wurde. Schon früh wurde sie in der Seefahrt angewendet, um die Passagiere aufgrund des hohen Vitamingehaltes vor Skorbut zu schützen.
Möglicherweise stammt auch der Name daher – schließlich ist die Wurzel „über das Meer“ nach Europa gekommen. Denkbar ist jedoch auch die Ableitung vom Wort „Mähre“, was die frühere Bezeichnung für ein weibliches Pferd war. Denn im Englischen wird der Meerrettich auch „horse radish“ genannt. Vermutlich, weil entzündliche Huferkrankungen bei Pferden früher mit einer Paste aus zerriebener Meerrettichwurzel behandelt wurden.
Senföle gegen Bakterien und Viren
Mittlerweile hat sich der Meerrettich jedoch auch in der Humanmedizin bewährt: Er dient zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege, aber auch der Harnwege und gilt als natürliches Antibiotikum. Denn die enthaltenen Senföle wirken entzündungshemmend. Außerdem sollen sie Viren und Bakterien abtöten können. Meerrettich als Heilpflanze habe ein großes, aber bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial, begründet der NHV Theophrastus seine Wahl.
Die Wirkungen des Meerrettichs konnten mittlerweile in verschiedenen Studien belegt werden. Eine im vergangenen Jahr publizierte Laborstudie der Universität Majmaah in Saudi-Arabien zeigte die Wirksamkeit gegen 15 verschiedene Krankheitserreger – darunter auch gegen den berühmten Keim Escherichia coli (E. coli), welcher für einen Großteil von Harnwegsinfekten verantwortlich gemacht wird.
Meerrettich und Kapuzinerkresse als Duo
Vor allem in Kombination mit Kapuzinerkresse, welche ebenfalls Senföle enthält, konnte sich der Meerrettich in verschiedenen Studien beweisen, da sich die Heilpflanzen in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken, wie Untersuchungen der Universität Freiburg ergaben. Auch andere Analysen und Übersichtsstudien belegen die entzündungshemmenden, antibakteriellen und antiviralen Wirkungen der enthaltenen Senföle.
Sie sollen außerdem die Bildung von bakteriellen Biofilmen hemmen können. Daher wurde die Kombination aus Meerrettich und Kapuzinerkresse, wie sie aus Angocin (Repha) bekannt ist, bereits 2017 in die Leitlinie für unkomplizierte Harnwegsinfektionen aufgenommen. Auch bei wiederkehrenden Infektionen wird die Anwendung empfohlen.