Medroxyprogesteron: BMG erklärt Versorgungsmangel Patrick Hollstein, 27.08.2021 15:32 Uhr
Wegen der anhaltenden Lieferprobleme bei Medroxyprogesteron hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) jetzt einen Versorgungsnotstand ausgerufen.
Medroxyprogesteron ist laut BMG ein unverzichtbares Arzneimittel bei der Behandlung von Patientinnen mit bestimmten hormonabhängigen Tumoren. Derzeit bestehe nach Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hierzulande ein Versorgungsmangel, so das BMG. Grund seien Produktionsprobleme des Herstellers. Eine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie stehe in Deutschland nicht zur Verfügung; in anderen Staaten seien dagegen wirkstoffgleiche Arzneimittel zugelassen.
Der Wirkstoff wird in den Dosierungen 250 und 500 mg zur palliativen Behandlung bei hormonabhängigen Tumoren wie metastasierendem Mammakarzinom und fortgeschrittenem Endometriumkarzinom eingesetzt. Einziger Anbieter in diesem Bereich ist Hexal (MPA Hexal). Die Feststellung des Versorgungsmangels ermöglicht es den Behörden der Länder, vorübergehend von bestimmten Vorgaben des Arzneimittelgesetzes (AMG) abzuweichen und beispielsweise Packungen ohne deutsche Aufschrift zu importieren. Die Anordnung gilt so lange, bis das BMG den Versorgungsmangel für beendet erklärt.
Niedrigere Dosierungen werden eingesetzt zur Linderung von Symptomen, die nach der Menopause auftreten. Indivina (Orion) enthält 2,5 mg Medroxyprogesteron und 1 mg Estradiol. Intramuskulär wird Medroxyprogesteron schließlich zur dauerhaften Schwangerschaftsverhütung verwendet: Sayana und Depo Clinovir (Pfizer) waren mehrere Monate nicht lieferbar. Erst im Juli teilte der Hersteller mit, dass Sayana wieder voll verfügbar ist. „Eine notwendige Änderung im Herstellungsprozess der 3-Monatsspritze Sayana und die dafür benötigte behördliche Genehmigung haben zuletzt zu einem Lieferengpass des Arzneimittels geführt. Nun liegt die Genehmigung der Behörde vor. Der Lieferengpass ist damit behoben und Sayana ab sofort wieder verfügbar.“
Das Gestagen schützt drei Monate vor einer Schwangerschaft. Die Injektion wird während der ersten fünf Tage des Zyklus verabreicht, sprich während der Periode. Folgeinjektionen finden alle drei Monate statt. Die Injektion erfolgt subcutan. Nach Absetzen der Kontrazeption kann es laut Fachinformation bis zu einem Jahr dauern, bis die Fruchtbarkeit wieder eintritt. Aufgrund der möglichen Knochendichteabnahme sollte eine Supplementierung mit Calcium und Vitamin D erfolgen, insofern der Bedarf über die Nahrung nicht gedeckt werden kann.