Zentralbibliothek

Wer rettet die ZB Med? Mimoza Troni, 15.06.2016 08:10 Uhr

Berlin - 

Das Online-Angebot der medizinischen Zentralbibliothek (ZB Med) in Köln sollte sich zum modernen Recherchepool der Wissenschaft und Forschung entwickeln. Doch bevor das passieren konnte, drehte die Leibniz-Gemeinschaft den Geldhahn zu. Nun könnte die Bibliothek doch noch gerettet werden.

Zwei zentrale Angebote der ZB Med sind die Literaturdatenbank und das Suchportal Livivo: Die Online-Recherche und medizinisch-pharmazeutische Informationen sind jederzeit zugänglich. Doch diese Ressourcen würden nur unzureichend genutzt, kritisierte die Leibniz-Gemeinschaft. Im März empfahl der Senat deshalb, die finanzielle Förderung bis Ende 2016 einzustellen.

Diese Empfehlung wird bei der nächsten Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) diskutiert und könnte endgültig beschlossen werden. Da die ZB Med eine von 25 Forschungseinrichtungen ist, die zur Leibniz-Gemeinschaft gehören, genießt sie eine gemeinsame Förderung durch Bund und Länder. Noch.

Denn am 24. Juni findet die Sitzung der GWK statt. Dort gilt der Beschluss, die finanzielle Förderung zu beenden, als wahrscheinlich. In diesem Fall fällt die ZB Med auf den Status einer normalen Universitätsbibliothek zurück. Die Förderung obliegt dann dem Land Nordrhein-Westfalen.

Geht es nach dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), soll die überregionale Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften weiterhin sichergestellt werden. Auch die Bundesregierung unterstütze „die Weiterentwicklung der ZB MED zu einem modernen Fachinformationszentrum.“ Wie genau diese Unterstützung aussieht, entscheidet sich jedoch erst nach der Sitzung der GWK.

Soviel ist klar: Sollte die Finanzierung Nordrhein-Westfalen (NRW) übertragen werden, werden Bund und GWK der Bibliothek bei der neuen Aufstellung zur Seite stehen. Will die ZB wieder in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen werden, muss das Land NRW einen Aufnahmeantrag stellen. Das Gutachten wird dann vom Wissenschaftsrat erstellt und ist ausschlaggebend für die Aufnahme.

Für den Erhalt der zentralen medizinischen Literaturversorgung hatten sich auch Universitäten und Herstellerverbände ausgesprochen. Mithilfe einer Online-Petition wurden innerhalb weniger Wochen mehr als 10.000 Unterschriften gesammelt. Auch die Bundestagsfraktion Die Linke hatte eine Kleine Anfrage gestellt und die Bundesregierung gebeten, zu erklären, welche Gründe zur Entscheidung geführt haben, die Förderung für die medizinische Zentralbibliothek bis 2019 über eine Übergangsfinanzierung auslaufen zu lassen. In ihrer Antwort verwies die Bundesregierung auf die Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft und auf die bevorstehende Entscheidung der GWK.

Mit der Schließung der ZB Med würde eine zentrale Infrastruktur für Recherche wegbrechen, warnte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) kürzlich. Die Zentralbibliothek ist Europas größtes Suchportal für Lebenswissenschaften und ermöglicht eine umfassende interdisziplinäre Recherche in 55 Millionen Datensätzen.