Der Medizin-Nobelpreis würdigt in diesem Jahr eine revolutionäre genetische Technik, die Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten erzeugt. Die US-Amerikaner Mario R. Capecchi und Oliver Smithies sowie der Brite Martin J. Evans haben damit eine Technik entwickelt, die von der Grundlagenforschung bis zur Entwicklung neuer Therapien genutzt wird, wie das Karolinska-Institut in Stockholm mitteilte. Indem die drei Preisträger gezielt Gene der Tiere ausschalten, können sie Modelltiere mit menschlichen Leiden wie Bluthochdruck oder Diabetes züchten.
„Wir verstehen Mechanismen hinter vielen Krankheiten viel besser. Dies ist ohne Zweifel einer der am meisten verdienten Preise“, sagte die Präsidentin der Nobelversammlung, Erna Möller. Dank der Arbeit der drei Forscher lässt sich gezielt untersuchen, welche Funktion das jeweils ausgeschaltete Gen hat. Inzwischen gibt es mehr als 10.000 solcher „Knock-Out-Mäusestämme“.
Capecchi und Smithies hatten gezeigt, wie gesunde Gene verändert werden, indem man defekte Genschnipsel in die Zelle spritzt. Das gelang aber nur an einzelnen Zellen. Evans von der britischen Universität Cardiff fand heraus, wie sich mit Hilfe embryonaler Stammzellen neue Gene in Mäuse schleusen lassen. Die Kombination dieser Methoden schuf genveränderte Mäuse, die zum Beispiel bestimmte Erbkrankheiten des Menschen bekommen. Die Entscheidung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften überraschte nicht: Alle drei Preisträger sind vielfach ausgezeichnet. 2001 erhielten Capecchi, Smithies und Evans bereits den US-amerikanischen Lasker-Preis, der als "Vorbote" des Nobelpreises gilt. Im Jahr 2004 schlug Elizabeth II. den Genforscher Evans zum Ritter.
Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Am Dienstag werden die Träger des Physik- und am Mittwoch die des Chemie-Nobelpreises benannt. Die feierliche Überreichung findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
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