Jedes Jahr sterben tausende Menschen an den Folgen von Medikationsfehlern. Umso wichtiger ist es, diesen im Vorfeld entgegenzuwirken. Hier sind Apotheker gefragt. Um die Arzneimitteltherapiesicherkeit (AMTS) schon früh ins Bewusstsein angehender Apotheker zu rücken, gibt es an der Universität Leipzig seit dem Sommersemester 2018 das Praktikum „Medikationsmanagement“. So sollen die Studenten praxisnah lernen, wie sich arzneimittelbezogene Probleme verhindern lassen.
Studien zeigen, dass Apotheker in der Medikationsanalyse Arzneimittelrisiken minimieren und die Effektivität der Arzneimitteltherapie erhöhen. Sie fragen OTC-Arzneimittel ab, erkennen Wechselwirkungen, Doppelverordnungen und Kontraindikationen und optimieren eventuell die Einnahmezeiten der Medikation. Auch Pharmaziestudenten erhalten im Studium Kenntnisse, wie wichtig eine Medikationsanalyse beziehungsweise -management für die Patientensicherheit ist.
Das Berufsbild des Apothekers ist sowohl hierzulande als auch international im Umbruch, der Fokus liegt auf der Beratung zu komplexen Pharmakotherapien. Dementsprechend passen immer mehr Hochschulen ihr Lehrprogramm an diesen Wandel an. „Die Klinische Pharmazie der Universität Leipzig nahm dies zum Anlass, ein innovatives Praktikum mit dem Titel ,Medikationsmanagement‘ zu konzipieren und ab diesem Sommersemester für unsere Studierenden anzubieten“, sagt Dr. Thilo Bertsche, Professor für Klinische Pharmazie am Institut für Pharmazie der Universität Leipzig.
Der Hochschullehrer führt das Praktikum mit seinem Team am Zentrum für Arzneimittelsicherheit in Leipzig (ZAMS). Seiner Meinung nach würden Studenten durch das Praxiswissen nur profitieren: „Arzneimittelbezogene Probleme und vermeidbare, unerwünschte Wirkungen verhindern, sowie die Effektivität der Therapie verbessern – das sollte nicht nur theoretisch erlernt, sondern anhand von komplexen Fallbeispielen auch selbst gelebt werden.“
Im Rahmen des einsemestrigen Modellpraktikums erarbeiten die Studenten beispielsweise Konzepte, um Interaktionen und Dosierungsfehler an Patientenfällen zu vermeiden. Im Anschluss stehen ein Arzt und ein Krankenhausapotheker für die Beratung bereit. Die angehenden Apotheker sollen lernen, Lösungsstrategien bei multimorbiden Patienten und in der Selbstmedikation zu erarbeiten. Das Praktikum soll die Studenten auf neue Tätigkeitsfelder vorbereiten, beispielsweise als Apotheker auf Station.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhausapothekern und dem Pflegedienst käme den angehenden Apothekern zugute. Auch die Studenten bestätigen das: „Das Praktikum schließt Lücken für die spätere Berufspraxis und stellt einen Mehrwert beim Umgang mit Patienten und Ärzten dar. Viele Aspekte, die sonst im Studium fehlen, werden vermittelt und geübt“, so ein Praktikumsteilnehmer. „Auf diese Weise wird ein komplexes Anwenden des Wissens gefordert und gefördert“, sagt ein anderer. Die jungen Menschen würden es begrüßen, wenn das Praktikum langfristig für das Pharmaziestudium etabliert werden könnte.
Die Universität Leipzig ist eine von 22 Studienorten, an denen Pharmazie studiert werden kann. Das Studium kann jährlich zum Wintersemester aufgenommen werden. Bertsche und seine Kollegen kündigen an, dass das Modellpraktikum auch im nächsten Sommersemester angeboten werden soll.
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