Wenn irgendwann in den kommenden Wochen mit Aubagio (Teriflunomid) die
zweite Tablette gegen Multiple Sklerose (MS) zugelassen wird, beginnt
für den Hersteller Genzyme die Aufholjagd. Denn Novartis ist mit Gilenya
(Fingolimod) schon seit etwas mehr als zwei Jahren am Markt. Neue
Ergebnisse einer Studie könnten der Sanofi-Tochter einen entscheidenden
Vorteil bringen: Denn während Gilenya erst im fortgeschrittenen
Krankheitsstadium eingesetzt werden soll, wirkt Aubagio offenbar schon
bei den ersten Symptomen.
Bei einer Studie mit mehr als 600 Patienten, die erste neurologische Anzeichen für eine entstehende MS-Erkrankung aufwiesen, konnte die Zahl neuer Schübe über einen Behandlungszeitraum von durchschnittlich 16 Monaten deutlich reduziert werden: In der Dosierung von 14 mg sank das Risiko für eine klinische Manifestation innerhalb von zwei Jahren um 43 Prozent gegenüber Placebo, in der Dosierung von 7 mg um 37 Prozent.
Damit könnte Aubagio einen entscheidenden Vorteil gegenüber Gilenya haben. Das Novartis-Präparat ist nur für die Behandlung von Patienten mit hochaktiver schubförmig-remittierend verlaufender MS zugelassen und hat laut G-BA und IQWiG auch nur in dieser Gruppe womöglich einen geringen Zusatznutzen gegenüber Interferon Beta und Copaxone (Glatirameracetat, Teva). Die Injektionslösungen sind dagegen schon ab dem ersten demyelinisierenden Ereignis zugelassen.
Insgesamt wurde Aubagio bereits an 5000 Patienten in 36 Ländern getestet; mittlerweile liegen auch Daten für eine Behandlung über zehn Jahre vor. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören erhöhte Alanin-Transaminase-Werte, Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Haarausfall, Durchfall und Parästhesien. In den Produktinformationen wird zudem auf das lebertoxische und teratogene Risiko hingewiesen.
Teriflunomid ist ein aktiver Metabolit von Leflunomid, das als Basistherapeutikum in der Rheumatherapie eingesetzt wird. Durch Blockade des mitochondrialen Enzyms Dihydroorotatdehydrogenase wird die Proliferation von Lymphozyten gehemmt. Der genaue Wirkmechansimus ist allerdings bislang unbekannt.
In den USA wurde Aubagio bereits im November 2012 zugelassen, die europäische Arzneimittelagentur EMA hatte Ende März die Zulassung empfohlen.
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