Antiemetika

MCP: Ärzte finden keinen Ersatz APOTHEKE ADHOC, 07.07.2014 09:25 Uhr

Therapeutische Lücke? Nach dem Wegfall von MCP-Tropfen ist der Markt der Prokinetika eingebrochen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Das Aus für Metoclopramid (MCP) betrifft tausende Patienten. In den meisten Fällen wurden im Mai anstelle der nicht mehr verkehrsfähigen Tropfen die Tabletten verordnet. Bei anderen Wirkstoffen gab es nach Zahlen von IMS Health dagegen kaum Zuwächse. Möglicherweise waren die Patienten aber auch noch bevorratet.

Mitte April hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassung für alle flüssigen Zubereitungen zur oralen Anwendung mit einer Konzentration von mehr als 1 mg/ml widerrufen. Da alle gängigen Präparate 4 oder 5 mg/ml enthielten, musste die Hersteller diese vom Markt nehmen. Wann es Nachfolgeprodukte geben wird, ist derzeit noch offen.

Zwischen 400.000 und 500.000 Mal wurden MCP-Tropfen vor dem Rückruf monatlich verordnet. Im April brach der Abverkauf um 40 Prozent ein, im Mai war die Produktgruppe komplett verschwunden. Davon profitierten die Hersteller von MCP-Tabletten: Deren Absatz sprang von durchschnittlich rund 30.000 auf 174.000 Packungen. Zeitweise waren die Produkte beim Großhandel ausverkauft.

Der Absatz der Retardkapseln verdoppelte sich, allerdings auf niedrigem Niveau: Statt rund 9000 wurden 16.300 Packungen verkauft. Bei Ampullen und Suppositorien gab es keine Zuwächse. Insgesamt halbierte sich der Abverkauf des Wirkstoffs über alle Arzneiformen hinweg von 530.000 auf 215.000 Einheiten.

Profitieren konnte der zweite Dopamin-Antagonist, Domperidon. Vom Originalpräparat Motilium und den entsprechenden Generika wurden im Mai 90.000 Packungen abgegeben, verglichen mit rund 55.000 Einheiten in früheren Monaten. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte die Anwendung im März eingeschränkt.

Keine Veränderung gab es bei Ondansetron: Mit 27.000 Packungen lag der Wirkstoff nur marginal über dem Durchschnitt der Vormonate. Allerdings ist der 5-HT3-Antagonist ohnehin nur nach postoperativer oder Chemotherapie-induzierter Übelkeit zugelassen.

Lässt man mögliche Zuwächse bei Produkten aus der Selbstmedikation wie Iberogast oder Vomex (Dimenhydrinat) außer Betracht, wurden im Mai 280.000 Packungen weniger verkauft als noch im März. Bei Steigerwald hatte man auf einen Schub gehofft, will jetzt aber zunächst abwarten, wie sich der Trend über mehrere Monate entwickelt, bevor man Bilanz zieht.