New York Times preist Apotheker

Massenkarambolage der Medikamente

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Berlin -

Ältere Menschen nehmen, so die New York Times, „grauenhaft viele“ Pillen. Sie davon zu überzeugen, dass es vernünftigere Wege gibt, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Die Apotheker, so die These von Autor Aaron E. Carroll, könnten es richten.

Je besser die Informationen sind, die Patienten über ihre Medikamente bekommen, desto eher sind sie nämlich bereit, auch mal eines abzusetzen. Eine vierjährige Studie in Kanada bestätigt diese Theorie. Der US-Autor spricht von einer „Massenkarambolage der Medikamente“ und schreibt: „66 Prozent der älteren Bürger in den USA und Kanada nehmen fünf oder mehr Medikamente täglich ein“. Carroll ist Kinderarzt und arbeitet als Professor an der Indiana University School of Medicine. So schnell die Medikamente in die private Pillenschachtel kommen, so schwierig ist es erfahrungsgemäß, Patienten wieder davon abzubringen.

„Wenn es um Medizin geht, fokussieren wir uns oft auf das traditionelle Arzt-Patienten-Verhältnis“, schreibt Carroll, „dabei werden häufig die Menschen vernachlässigt, die mehr als der Arzt mit den Patienten in Kontakt kommen.“ Dazu gehören auch die Apotheker.

„27 Prozent der älteren Patienten nehmen zehn oder mehr Medikamente täglich ein“, sagt Cara Tannenbaum, Medizin- und Pharmazieprofessorin an der University of Montreal und Geschäftsführerin des „Canadian Deprescribing Network“. „Es ist erfahrungsgemäß nicht einfach, die Medikamentenmenge zu reduzieren, denn Ärzte haben oft nicht genug Informationen darüber, welche Medikamente ihre Patienten überhaupt einnehmen und oft fehlt es an der Zeit, darüber zu sprechen.“ Dazu kommt, dass viele Mediziner befürchten, dass ein Absetzen Schaden verursachen oder die Patienten verärgern könnte.

 

Tannenbaum hat zu diesem Thema einen vierjährigen Test in Kooperation mit Apotheken in Quebec geleitet. Dabei wurden Patienten, die 65 Jahre und älter sind, zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Rund 500 Patienten, im Durchschnitt 75 Jahre alt, nahmen an dem Test teil. Rund 90 Prozent waren bis zum Ende der Untersuchung dabei, die Apotheker erhielten für ihre Mitarbeit eine kleine Vergütung.

Auf der Liste der Medikamente, die idealerweise abgesetzt werden sollten, standen unter anderem Beruhigungsmittel, Antihistaminika, Diabetesmedikamente, Glyburid sowie die Schmerzmittel Ibuprofen und Naproxen.

Mitglieder der Interventionsgruppe erhielten – ebenso wie deren Ärzte – Informationen über jene Medikamente, die sie vermutlich ungeeignet verordnet bekommen hatten. Die Kontrollgruppe erhielt nur die Medikamente, ohne Zusatzinfos. Das erfreuliche Ergebnis nach sechs Monaten: 43 Prozent der Patienten der Interventionsgruppe hatten freiwillig ein Medikament abgesetzt.

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