Auch wenn es weh tut: Die Meeresnacktschnecke Siphopteron quadrispinosum braucht die richtige Dosis an traumatischem Sex für die weibliche Fruchtbarkeit. Darüber berichten Wissenschaftler der Universität Tübingen in der Fachzeitschrift „PLoS one“. Bei zu viel oder zu wenig Sex sinkt die Zahl der Eier zum Teil deutlich.
Die Meeresschnecken sind Zwittertiere, und vor allem der weibliche Part scheint sehr schmerzhaft zu sein: Bevor der Partner mit einem Dornenpenis in die Geschlechtsöffnung eindringt und sein Sperma einführt, sticht er mit einem spritzenähnlichen Stab – Stilett genannt – in den Bauch der Partnerin und injiziert Prostataflüssigkeit. Wohin das Sekret gespritzt wird und wozu es gut ist, wird noch erforscht.
Den Wissenschaftlern war aber bei Feldstudien in Australien auch aufgefallen, dass sich die zwei bis drei Millimeter großen Meeresschnecken trotz der brachialen Prozedur häufiger paaren, als es für die Arterhaltung zwingend nötig wäre. Sie fanden heraus, dass die Schnecke bei ihrer natürlichen Paarungsrate – die etwas höher ist als zur Arterhaltung notwendig – die meisten Eier legte.
Bei dreimal so häufigem Sex dagegen sank die Eierzahl um 23 Prozent. Mögliche Ursachen sehen die Forscher in der Zunahme der Verletzungen oder in einer Überdosis männlicher Sexualhormone.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Häufigkeit des traumatischen Schnecken-Sexes durch die Balance zwischen negativen Auswirkungen und Vorteilen mehrfacher Befruchtung bestimmt wird.
Denkbar sei etwa, dass damit unter anderem beeinflusst werde, wie sich die beiden Schnecken paaren – ob sie sich gegenseitig befruchten oder nur einer von beiden die männliche Rolle übernimmt. „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Schnecken durch die Injektion das andere Tier in die weibliche Rolle puschen“, so die Wissenschaftler.
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