Infektionskrankheiten

Masern: Impfstoffgeschäft verdreifacht

, Uhr
Berlin -

Der Tod eines Kleinkindes nach einer Maserninfektion in Berlin hat nicht nur eine Debatte über eine mögliche Impfpflicht befeuert, sondern auch viele Bürger dazu gebracht, ihren Impfstatus zu überprüfen. Impfungen werden aktuell in großer Anzahl nachgeholt oder aufgefrischt. Entsprechend angezogen ist in den vergangenen Wochen das Geschäft mit Impfstoffen. Engpässe drohen aber derzeit nicht.

Bei vermuteten oder bestehenden Impflücken rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zum Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). In Deutschland werden Priorix von GlaxoSmithKline (GSK) und MMR Vaxpro von Sanofi Pasteur MSD angeboten. Momentan sind beide Dreifachimpfstoffe voll verfügbar. Die Preise liegen bei 51 beziehungsweise 49 Euro pro Spritze sowie 384 beziehungsweise 332 Euro für die 10er-Packung. Die Reimporte sind entsprechend preiswerter.

Die Berg-Apotheke aus Ibbenbüren ist Deutschlands größter Versender von Impfstoffen. In der letzten Februarwoche ist der Absatz von MMR-Impfungen um 300 Prozent gegenüber den Vorwochen gestiegen. Das betrifft vor allem die 10er-Packungen, die für den Praxisbedarf häufig geordert werden.

Bei den weniger gängigen Einzeldosen, die es ebenfalls von beiden Herstellern gibt, lag die Steigerung im Fall von MMR Vaxpro sogar bei 800 Prozent. Diese Steigerungsraten sind jedoch vor dem Hintergrund der vorher sehr geringen Stückzahlen bei der Einzeldosis von Sanofi Pasteur MSD zu sehen. Über den gesamten Markt mit Masern-Impfstoffen hat GSK einen Marktanteil von etwa 80 Prozent.

Die Steigerung ist zwar auch bei den Herstellern spürbar, Engpässe sind aber bislang nicht aufgetreten. GSK etwa lässt seine MMR-Impfstoffe von einem Zentrallager in Italien nach Deutschland bringen.

Nicht verfügbar ist dagegen der monovalente Masern-Impfstoff Merieux von Sanofi Pasteur MSD, der zur Zeit nur als Reimport von Eurim gelistet ist und 50 Euro kostet. Nach Ausbruch der Masernwelle vor allem in der Hauptstadt war das Produkt schnell ausverkauft.

Laut STIKO-Empfehlung ist der Kombinationsimpfstoff allerdings nicht schlechter verträglich als die monovalente Variante. Außerdem gibt es den Vierfachimpfstoff Priorix Tetra, der zusätzlich gegen Varizellen schützt, mit 103 Euro für die Einzel- und 934 Euro für die 10er-Packung aber deutlich teurer ist.

Der Anstieg scheint sich insgesamt auf Masern- beziehungsweise MMR-Impfstoffe zu beschränken. Bei anderen Vakzinen verzeichnete die Berg-Apotheke zuletzt keine signifikanten Bewegungen. Über alle Impfstoffe hatte der Versender im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 12,5 Prozent. Die Berg-Apotheke versorgt nach eigenen Angaben bundesweit rund 6000 Praxen, in der Mehrzahl Kinderärzte.

Allein in der letzten Februarwoche wurden mehr als 8000 Impfdosen des MMR-Impfstoffs ausgeliefert. Der Absatz von MMR-Impfstoffen hat sich in der vergangenen Woche auf dem hohen Niveau stabilisiert, ein erneuter Anstieg war nicht zu beobachten.

Die weitere Entwicklung wird vor allem von der öffentlichen Wahrnehmung abhängen. Diskutieren Politik und Medien weiter über Masern, wird auch weiter mehr geimpft. Trotz des spürbaren Anstiegs ist die vom Robert Koch-Institut (RKI) empfohlene Durchimpfungsrate von 95 Prozent noch lange nicht in Sicht. Diese Quote wäre notwendig, um Masern in Deutschland auszurotten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte