Marcumar: Gerinnungstest fürs Smartphone? Cynthia Möthrath, 28.03.2022 12:43 Uhr
Noch immer werden viele Patient:innen mit Marcumar (Phenprocoumon) als Blutverdünner therapiert. Anders als bei neueren Antikoagulanzien muss dabei die Prothrombinzeit regelmäßig überprüft und die Therapie danach ausgerichtet werden. Bislang wird der sogenannte Quick-Wert meist mit speziellen Geräten in Arztpraxen bestimmt. Ingenieur:innen aus den USA haben nun eine Methode entwickelt, durch die mittels Smartphone der INR-Wert von den Patient:innen selbst bestimmt werden könnte.
Die Prothrombinzeit ist ein Maß für die Blutgerinnung. Daher spielt sie bei der Therapie mit bestimmten Blutverdünnern eine wichtige Rolle. Gemessen wird sie in Sekunden – anschließend kann sie dann in einen Prozentwert, den sogenannten Quick-Wert, umgerechnet werden. Ab einem Wert von 70 Prozent gilt der Quick-Wert als normal. Ein weiteres Maß für die Blutgerinnung ist der sogenannte INR-Wert (International Normalized Ratio): Je größer der Wert, umso langsamer gerinnt das Blut.
Blutgerinnung per Smartphone bestimmen
Bislang erfolgt die Bestimmung der Prothrombinzeit meist mit speziellen Geräten in der Arztpraxis. Geräte zur Selbstbestimmung des Wertes zu Hause kommen nur selten vor – außerdem wird eine entsprechende Schulung benötigt. Patient:innen, die mit Marcumar behandelt werden, müssen daher regelmäßig in die Arztpraxis, um den Wert bestimmen zu lassen. Anhand der aktuellen Werte wird dann die Dosis bis zur nächsten Kontrolle individuell festgelegt.
Ein Forscherteam aus Seattle hat nun erstmals eine Lösung für ein Smartphone entwickelt, mit der die Prothrombinzeit gemessen werden kann. Mithilfe eines 3D-Druckers wurde eine Schablone erstellt, welche sich über das Smartphone stülpen lässt. An einem Ende befindet sich ein Auffangbehälter für eine Blutprobe, in welchem sich ein Thromboplast-Inaktivator befindet.
Kamera dokumentiert Thromboplastinzeit
Der Behälter befindet sich genau im Fokus der Smartphone-Kamera. Wenn Blutprobe und Thromboplast-Inaktivator im Gefäß aufeinandertreffen, wird die Blutgerinnung von der Kamera gefilmt und dokumentiert. Die Zugabe eines Metallpartikels soll den Vorgang beschleunigen. Die Thromboplastinzeit wird festgelegt als Zeitdauer, bis das Metallstück im Blutgerinnsel eingeschlossen wird und sich nicht mehr bewegt. Als Bewegung wird die Vibration des Handys angesehen.
In einem Test mit 140 Plasmaproben, deren INR-Wert in einer Klinik ermittelt wurde, konnte die Smartphone-Testung gute Ergebnisse liefern: Es konnten die gleichen Ergebnisse erzielt und kaum Abweichungen festgestellt werden. Das Gerät soll nun weiter getestet und verbessert werden. Vor allem für ressourcenarme Länder könnte es eine Option darstellen, da die Kosten vergleichsweise gering seien, lautet das Fazit des Teams.