Welt-Malaria-Tag

Malarone & Co.: Welche Prophylaxe gibt es?

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Berlin -

Erst seit 2007 findet alljährlich im April der Welt-Malaria-Tag statt. Er soll Malaria als globales Gesundheits- und Entwicklungsproblem in den Fokus rücken. Die Apotheke kann bei der Reisevorbereitung eine wichtige Rolle spielen und über Präventionsmöglichkeiten beraten.

Malaria wird durch Plasmodium-Parasiten ausgelöst, die durch infizierte Mücken auf Menschen übertragen werden. Infizierte bekommen oft Fieber und Schüttelfrost und leiden an Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen und Müdigkeit. Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu.

Die meisten schwer betroffenen Menschen sterben ohne ärztliche Behandlung. Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen – überwiegend in Afrika. Rund 400.000 Menschen sterben jährlich an der Erkrankung, dabei sind vor allem Kinder unter fünf Jahren betroffen. 94 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnen afrikanische Länder.

Malariagebiete als Urlaubsziel

Trotz des Risikos zieht es viele Reisende in die typischen Malaria-Gebiete. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird in bestimmten Gebieten eine medikamentöse Prophylaxe empfohlen. Auch die Mitnahme eines Notfallmedikamentes ist möglich. Die Prophylaxe richtet sich je nach Risikozone und Erregerempfindlichkeit – eine einheitliche Regelung für alle Regionen gibt es nicht.

Idealerweise sollte die Prophylaxe bei einer anstehenden Reise in ein Risikogebiet mit einem/einer Tropenmediziner:in besprochen werden. Die notwendigen Medikamente können dann direkt verordnet werden. Grundsätzlich kommen verschiedene Wirkstoffe in Frage:

  • Atovaquon/Proguanil
  • Artemether/Lumefantrin
  • Doxycyclin
  • Mefloquin
  • Chloroquin
  • Sulfadoxin-Pyrimethamin
  • Malarone (Atovaquon und Proguanil)

Zu den bekanntesten Vertretern zählt die Kombination aus Atovaquon und Proguanil, bekannt aus Malarone (GSK). Sie ist seit 2001 in Deutschland verfügbar und kann sowohl als sogenannte „Chemoprophylaxe“ wie auch als „Standbymedikament“ eingesetzt werden. Seit 2013 ist das Medikament auch als Generikum erhältlich und steht in einer Dosierung für Kinder ab einem Körpergewicht von 11 kg zur Verfügung.

Die Dosierung für Erwachsene beträgt eine Tablette pro Tag zwei Tage vor bis sieben Tage nach Aufenthalt im Malariagebiet. Idealerweise wird die Dosis zum Frühstück mit einer fettreichen Mahlzeit oder Milch eingenommen. Bei Kindern richtet sich die Dosierung nach dem Körpergewicht. Hier sollten die Herstellerangaben beachtet werden.

Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Verdauungsstörungen und Kopfschmerzen. Zu beachten sind Wechselwirkungen mit Metoclopramid (MCP), der Antibabypille, Tetracyclinen, HIV-Medikamenten und manchen Antikoagulantien.

  • Riamet (Artemether/Lumefantrin)

Eine Option für die Notfallbehandlung ist die Kombination aus Artemether und Lumefantrin, bekannt aus Riamet (Novartis). Sie kann bei Infektionen mit Plasmodium falciparum durchgeführt werden.

Allerdings ist bei dem Kombipräparat zu beachten, dass es nicht bei bestehenden Herzerkrankungen angewendet werden darf. Auch Personen mit EKG-Veränderungen oder plötzlichem Herztod in der Familienanamnese sollten es nicht verwenden. Aufgrund der potenziellen Risiken wird es meist eher mit Zurückhaltung verordnet. Nebenwirkungen können Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel sein. Wechselwirkungen bestehen mit Neuroleptika, Antihistaminika, bestimmten Antibiotika, oralen Kontrazeptiva und allen Substanzen, die die QTc-Zeit verlängern können.

  • Doxycyclin als Prophylaxe

Die WHO empfiehlt in einigen Regionen die prophylaktische Einnahme des Antibiotikums Doxycyclin. Allerdings hat es keine offizielle Zulassung für die Indikation – wird also bei Verordnung im Off-Label-Use eingesetzt.

Die Dosierung beträgt 100 mg pro Tag einen Tag vor bis vier Wochen nach Aufenthalt im Risikogebiet. Bekanntermaßen sollte Doxycyclin nicht mit Milchprodukten eingenommen werden. Als wichtigste Nebenwirkung ist neben gastrointestinalen Beschwerden die phototoxische Reaktion zu nennen. In tropischen Gebieten ist darauf besonders hinzuweisen. Wechselwirkungen bestehen unter anderem mit Antikonvulsiva, Antidiabetika und oralen Kontrazeptiva.

  • Lariam (Mefloquin)

Die Substanz Mefloquin – bekannt aus Lariam (Roche) – wird seit 2013 nur noch unter strengen Auflagen verordnet. Lariam hat in Deutschland seit 2016 keine Zulassung mehr. Es kann in Ausnahmefällen jedoch als Einzelimport gemäß §73 Abs. 3 AMG bezogen werden.

Grund für das Zurückziehen der Zulassung sind die möglichen psycho-vegetativen Veränderungen: Es kann zu psychotischen Störungen, Ängsten, Depressionen, Halluzinationen und epileptischen Anfällen kommen. Allerdings sind diese dosisabhängig. Vor allem bei Menschen mit psycho-vegetativen Vorerkrankungen können die Nebenwirkungen auftreten. Daher sollte bei ihnen zwingend auf Alternativen ausgewichen werden. Mittlerweile haben sich andere Therapien aufgrund eines besseren Nutzen-Risiko-Verhältnisses durchgesetzt.

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