Wirkstoffforschung

Malaria: Neue Leitstruktur entdeckt Deniz Cicek-Görkem, 10.08.2017 13:39 Uhr

Berlin - 

Die Tropenkrankheit Malaria kostet jährlich das Leben von mehr als 400.000 Menschen weltweit, besonders gefährdet sind Kinder und Schwangere. Einen Impfstoff gibt es noch nicht. Wissenschaftler der Heinrich-Universität Düsseldorf (HHU) haben in einer präklinischen Studie eine optimierte Leitstruktur gegen die Erreger entwickelt und die Wirkung erfolgreich an Tieren gezeigt. Die im „Journal of Medicinal Chemistry“ veröffentlichten Studienergebnisse bilden nun die Grundlage für weiterführende präklinische Studien.

Professor Dr. Thomas Kurz, Hochschullehrer des Instituts für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Düsseldorf, hat in Zusammenarbeit mit seinen Doktoranden Michael Leven und Tanja Knaab sowie weiteren deutschen und internationalen Kollegen eine neue Verbindungsklasse gegen Malariaerreger entwickelt. Die Substanzen gehören der Gruppe der Hydrazonamide an und wurden vom Forscherteam um Dr. Sergio Wittlin in Basel an mit Plasmodium berghei infizierten Mäusen erfolgreich getestet. In einer Dosisfindungsstudie konnten die Wissenschaftler eine Heilung bei zwei Drittel der Mäuse feststellen.

„Der Prototyp dieser neuen Verbindungsklasse wurde zusammen mit Professor Dr. Detlef Geffken im Institut für Pharmazie in Hamburg während meiner Habilitation im Jahr 2007 entdeckt“, sagt Kurz. Strukturelle Ähnlichkeiten bestehen zu Chinin, dem älteste Antimalaria-Mittel. Die neue Leitstruktur sei ein Mitbringsel aus Hamburg gewesen – seit dem forsche die Arbeitsgruppe um Kurz an der Weiterentwicklung und Optimierung der Substanzgruppe.

Der Kampf gegen Malaria sei unter anderem deshalb komplex, weil die verschiedenen Entwicklungsstadien der Erreger nur gegenüber bestimmten Arzneistoffen empfindlich sind und die Parasiten sehr schnell Resistenzen entwickeln. „Einer der nächste Schritte wäre es, die Testsubstanz Mäusen zu applizieren, die mit dem humanpathogenen Erreger Plasmodium falciparum infiziert sind“, sagt Tanja Knaab. Diese Plasmodien-Art ist die gefährlichste für den Menschen; die meisten Malaria bedingten Todesfälle gehen auf diesen Erreger zurück.

Für die Durchführung sei ein spezielles, aber kostenintensives Mausmodell notwendig. Der Weg zum Arzneistoff ist noch lang, denn dazu brauchen die Forscher weitere Erkenntnisse aus präklinischen Studien. Finanziell könne die Universität diese hohen Kosten für den langwierigen Prozess der Arzneimittelforschung nicht stemmen.

Malaria ist eine Infektionskrankheit, die von einzelligen Mikroorganismen, den Plasmodien, hervorgerufen wird. Auf den Menschen werden die Erreger in Form der Sporozoiten der weiblichen Anopheles-Mücke übertragen. Sowohl im Menschen als auch in der Mücke finden verschiedene Entwicklungen statt, gegen die jeweils bestimmte Arzneistoffe, wie beispielsweise Chloroquin, Artemether, Mefloquin, eingesetzt werden können. Symptomatisch geht die Erkrankung unter anderem mit Wechselfieberanfällen, Schüttelfrost, Anämien sowie starken Kopf-und Muskelschmerzen einher.

Bislang ist noch kein Impfstoff zur Prävention von Malaria zugelassen, aber derzeit im Prozess. Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hatte bei der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA seinen Malaria-Impfstoff RTS,S (Adjuvans-System AS01) zur Zulassung eingereicht. Der Impfstoff soll zusätzlich zu bereits vorhandenen Möglichkeiten der Malaria-Prävention eingesetzt werden. Die EMA hat nach Analyse des Dossiers eine positive Bewertung für den Impfstoff abgegeben. Das Vakzin soll Säuglinge und Kleinkinder nicht nur vor Malaria, sondern auch vor Hepatitis B schützen. Allerdings zeigte sich in Studien ein prozentual relativ geringer Schutz. Zudem lässt die Wirkung mit der Zeit nach, daher bietet der Impfstoff keinen anhaltenden Schutz.