Unter den Malariamitteln haben sich in den vergangenen Jahren Generika mit Atovaquon/Proguanil durchgesetzt. Altoriginale wie Resochin (Chloroquin, Bayer) oder Lariam (Mefloquin, Roche) spielen kaum noch eine Rolle. Nachdem AstraZenca im vergangenen Jahr Paludrine (Proguanil) vom deutschen Markt genommen hat, streicht jetzt Roche die Segel.
Roche hat sich nach Angaben einer Sprecherin entschieden, den Vertrieb von Lariam in Deutschland einzustellen. Grund dafür sei die sinkende Nachfrage durch hohen Wettbewerb aufgrund geänderter Therapieempfehlungen. Das Präparat wird im April aus dem Vertrieb gehen, ist aber nach der Veröffentlichung des Zulassungsverzichts noch zwei Jahre verkehrsfähig. Auch der Import aus dem Ausland sei weiterhin möglich, so die Sprecherin. Patienten sollten mit ihrem Arzt über die zur Verfügung stehenden alternativen Behandlungsmöglichkeiten sprechen.
Obwohl Lariam nur einmal pro Woche eingenommen werden muss und auch bei Kindern ab 5 kg eingesetzt werden kann, spielt das Präparat nur noch eine untergeordnete Bedeutung. Hintergrund sind die Resistenzen bei Plasmodium falciparum, die vor allem aus Südostasien, aber auch aus Afrika und Südamerika gemeldet wurden. Außerdem gibt es vielfältige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie psycho-vegetative Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Depression und psychotische Reaktionen. Bei der erstmaligen Einnahme soll daher mit entsprechendem Vorlauf auf Nebenwirkungen getestet werden.
AstraZeneca hatte im vergangenen Juli Paludrine aus dem Handel genommen. Der Absatz sei außerordentlich niedrig, da es mittlerweile in der Prophylaxe und Therapie von Malaria bessere Alternativen gebe, so eine Sprecherin damals.
Durchgesetzt hat sich in der Prophylaxe stattdessen die Kombination aus 250 mg Atovaquon und 100 mg Proguanil. Nach Zahlen von Insight Health haben die Apotheken im vergangenen Jahr über alle Malariamittel hinweg 331.000 Packungen im Wert von 10,7 Millionen Euro (Herstellerabgabepreise, ApU) bestellt – 88 Prozent entfallen auf die Kombination.
In der Prophylaxe kommt Atovaquon/Proguanil sogar auf 96 Prozent aller Packungen; im GKV-Bereich sind es nur 32 Prozent. Damit sind Malarone von GlaxoSmithKline (GSK) sowie die entsprechenden Generika und Reimporte anders herum betrachtet in der Prävention zu Hause: Nur 5 Prozent aller Rezepte über Proguanil/Atovaquon werden auf Muster 13 ausgestellt; über alle anderen Wirkstoffe hinweg sind es nur 31 Prozent.
Seit dem Ende der Marktexklusivität haben neben dem Originalhersteller vor allem die großen Reimporteure verloren: GSK kommt aktuell nach Packungen noch auf 13 Prozent, Kohl auf 18 Prozent und Emra auf 16 Prozent. Im August hat es mit Glenmark erstmals ein Generikahersteller auf Rang 2 geschafft. Die deutsche Tochterfirma des gleichnamigen indischen Herstellers hat ihren Marktanteil deutlich ausgebaut und kommt aktuell auf etwas mehr als 16 Prozent.
Auf das Produkt von Stada entfallen 9 Prozent, weitere 2 Prozent hält die Konzernschwester Aliud. Hexal und Eurim haben einen Marktanteil von je 4 Prozent. Atovaquon/Proguanil kann bei Kindern ab einem Körpergewicht von 11 kg eingesetzt werden. Die Variante mit 62,5mg/25mg haben nur GSK, Ratiopharm und Hexal im Sortiment.
Weil die Kombination erst einen Tag vor der Reise einzunehmen ist, eignet sie sich auch für Last-Minute-Reisen und Kurzzeitaufenthalte in Malariagebieten. Nach dem Ende der Reise muss die Prophylaxe nur sieben Tage fortgeführt werden; bei allen anderen Alternativen sind es vier Wochen.
Resochin wird wegen der schlechten Wirksamkeit kaum noch zur Chemoprophylaxe empfohlen. Das Präparat muss bereits eine Woche vor Beginn der Reise in einer Dosierung von zweimal 155 mg Base täglich eingenommen werden. In Kombination mit Proguanil reicht die Einnahme von 200 mg pro Tag; die Prophylaxe braucht 24 Stunden Vorlauf. Der Wirkstoff kann auch Kindern ab 3 kg Körpergewicht gegeben werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht Doxycyclin als Mittel der ersten Wahl. Pro Tag müssen 100 mg eingenommen werden, beginnend einen Tag vor Betreten des Malariagebiets. Das Antibiotikum ist ab acht Jahren geeignet. In Deutschland ist das Antibiotikum in dieser Indikation allerdings nicht zugelassen – und entsprechend von untergeordneter Bedeutung.
Je nach Risikogebiet wird die Chemoprophylaxe oder zumindest die überbrückende Notfalltherapie mit Malariamitteln empfohlen. In Gebieten mit geringerem Risiko ist eine Stand-by-Medikation möglich. In diesem Fall sollten Reisende eines der Medikamente mit sich führen; treten entsprechende Symptomen ein und ist innerhalb von 24 Stunden kein Arzt erreichbar, sollte zur Überbrückung eine therapeutische Dosis eingenommen werden.
Mittel der ersten Wahl sind Artemisinin-Kombinationspräparate wie Riamet (Artemether/Lumefantrin). Alternativ eingesetzt werden Atovaquon/Proguanil oder in begrenztem Umfang Chloroquin. Für Schwangere wird Lariam (Mefloquin) empfohlen.
Malaria ist hauptsächlich in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas verbreitet. Schätzungsweise 3,2 Milliarden Menschen leben in Risikogebieten – die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Mit 214 Millionen Erkrankungen und 438.000 Todesfällen gehört Malaria zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten weltweit.
90 Prozent der Erkrankungen und Todesfälle werden dem subsaharischen Afrika gemeldet; 70 Prozent aller Todesopfer sind Kinder unter fünf Jahren. Immerhin: In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen um 37 Prozent weltweit gesunken, die Zahl der Todesfälle sogar um 60 Prozent.
In den meisten Fällen wird Malaria von weiblichen Anopheles-Mücken übertragen. Von den insgesamt 400 Vertretern gelten 30 als Vektoren. Malaria tropica ist die schwerste Verlaufsform der Erkrankung; Auslöser ist Plasmodium falciparum. Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, Verdauungsprobleme und Krämpfe. Erkranken Touristen an Malaria, sollte die Behandlung nach Rückkehr im Heimatland unbedingt stationär und möglichst in einer Einrichtung mit tropenmedizinischer Erfahrung sowie intensivmedizinischen Möglichkeiten erfolgen.
APOTHEKE ADHOC Debatte