Bei der Krankheit Lupus greift das Immunsystem fälschlicherweise den eigenen Körper an. Die Folge sind Entzündungen und Organschäden. Eine neue Studie hat nun gezeigt: Der natürliche Wirkstoff Gluconolacton kann das Immunsystem regulieren und Entzündungen verringern. Dadurch könnte er eine gezielte Behandlung mit weniger Nebenwirkungen ermöglichen.
Die komplexe Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes richtet sich gegen den eignen Organismus. Denn das Immunsystem greift körpereigene Strukturen an. Betroffene leiden besonders unter Entzündungen der Haut, Gelenkschmerzen und Organschäden. Bisher werden in der Therapie Immunsuppressiva eingesetzt. Diese verlangsamen den Krankheitsfortschritt zwar, haben aber auch viele Nebenwirkungen, wie beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden und Gewichtsverlust.
Unter der Co-Leitung der Universität Zürich (UZH) wurde eine Studie mit einem vielversprechenden Ansatz durchgeführt: Genauer untersucht wurde dabei der Effekt von einem natürlich vorkommenden Molekül namens Gluconolacton. Die Ergebnisse belegen, dass der Wirkstoffkandidat das Immunsystem regulieren kann ohne es zu unterdrücken.
Regulatorische T-Zellen verhindern in einem gesunden Organismus, dass das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. Zudem werden schädliche Entzündungen reguliert und somit ein Gleichgewicht geschaffen. Bei Lupus-Erkrankten ist genau diese Balance jedoch gestört.
Dr. Antonios Kolios, Dermatologe und ein Team von Wissenschaftler:innen der Harvard Medical School und des Beth Israel Deaconess Medical Center konnten zeigen, dass Gluconolacton eine entscheidende Rolle in der Regulation des Immunsystems spielen kann. Denn: Die Anzahl und Funktion der regulatorischen T-Zellen wurden durch den Wirkstoff sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen signifikant erhöht. Mehr noch: Gleichzeitig hemmte Gluconolacton zwei entzündungsfördernde Untergruppen von T-Helferzellen. Diese sind fundamental an einer Autoimmunreaktionen beteiligt.
„Gluconolacton wirkt dabei wie ein Power Food für regulatorische T-Zellen, das ist eine echte Win-Win-Situation für die Immunregulation“, so Kolios. „Dieser Effekt zeigte sich auch in einem speziellen Mausmodell für Lupus“, erklärt der Experte. „Gluconolacton verbesserte in den Nagetieren die Funktion der regulatorischen T-Zellen und linderte entzündliche Hautwunden, wie sie für Lupus typisch sind.“
Untersuchungen an Zellen von Lupus-Betroffenen konnten dies ebenfalls bestätigen. „Gluconolacton stärkte die regulierenden Abwehrzellen und trug dazu bei, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, so Kolios. „Eine besonders vielversprechende Gluconolacton-Creme zeigte in einer klinischen Studie bereits nach zwei Wochen sichtbare Verbesserungen bei Hautlupus.“ Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gluconolacton eine gezielte und nebenwirkungsärmere Behandlungsoption für Autoimmunerkrankungen wie Lupus sein könnte, erklärt der Experte.
Mit Blick in die Zukunft erwarten die Forschenden einen breiten Einsatz des Wirkstoffes: „Durch die Stärkung schützender Immunzellen und der Dämpfung von Entzündungsreaktionen könnte Gluconolacton nicht nur bei Lupus, sondern auch bei anderen autoimmunen Hautkrankheiten wie Psoriasis sowie bei systemischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose eine vielversprechende Behandlungsoption sein.“ Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen.
Gluconolacton ist ein ist ein Derivat der α-D-Glucose. Der Wirkstoff wird besonders wegen seiner feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften geschätzt. Zudem kann der transepidermale Feuchtigkeitsverlust reduziert werden. Auf unreine Haut wirkt Gluconolacton antibakteriell sowie anti-komedogen.