Psychopharmaka

LSD als Therapeutikum

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Berlin -

Lysergsäurediethylamid (LSD) wurde 1938 erstmals synthetisiert. Die wahrnehmungsverändernde Wirkung konnten Forscher der Universität Zürich (UZH) jetzt auf eine Bindung am Serotonin-2A-Rezeptor zurückführen. Die Erkenntnis könnte ein neuer Ansatz für die Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen sein.

Eindrücke und Erlebnisse des Alltags werden von Menschen unterschiedlich empfunden. Vor allem Personen mit psychiatrischen Erkrankungen haben eine veränderte Wahrnehmung. Alltägliche Dinge können etwa Menschen mit Phobien Angst machen. LSD könnte helfen, die Reizverarbeitung in geordnete Bahnen zu lenken. Selbst die Empfindlichkeit für Drogenreize könnte reduziert werden.

Die Forschende Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Psychiatrische der Universitätsklinik Zürich konnten zeigen, dass LSD den Serotonin-2A-Rezeptor stimuliert. Er ist einer von 14 Rezeptoren des Neurotransmitters und beeinflusst unser Gehirn.

Bindet LSD an den Rezeptor, verkeilt es in der Andockstelle. In dem Zug klappt ein Teil des Rezeptors wie ein Deckel um und schließt das Molekül in die Bindungstasche ein. Dies ist eine mögliche Erklärung für die lange Wirkdauer, denn erst wenn das Molekül es schafft, den Deckel „abzusprengen“, und der Komplex abgebaut ist, lässt die Wirkung nach. US-Forscher haben bereits herausgefunden, dass kleine Veränderungen im Molekül die Bindungszeit verkürzen können.

Zu Studienbeginn mussten die Teilnehmer Musikstücken eine persönliche Bedeutung zuordnen. Im Versuchsverlauf änderte sich die Wahrnehmung: Musik, die vorher unbedeutend eingestuft wurde, wurde unter LSD plötzlich bedeutend. Die Forscher konnten diese Wahrnehmungsänderung auch mithilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) nachweisen.

Für dieses neue Bedeutungserleben schreiben die Forscher dem 5-HT-2A-Rezeptor eine Schlüsselrolle zu. Frühere Tierstudien ergaben eine Stimulation des Dopamin-D2-Rezeptors, der für die euphorisierende Wirkung verantwortlich sein soll.

Da LSD auf das Netzwerk von kortikalen Mittelhirnstrukturen einwirkt und somit das Bedeutungsleben beeinflusst, könnten sich neue Strategien für die Therapie von Personen mit psychischen Erkrankungen ergeben. Diese leiden unter überhöhten oder übertriebenen Bedeutungszuschreibungen auf Erlebtes. Serotonin- und Dopamin-System könnten dabei die Relevanz der Reize regeln. So könnte niedrigdosiertes LSD womöglich auch Alkoholikern helfen, länger trocken zu bleiben.

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