Lipidsenker

Statine verursachen Krämpfe

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Berlin -

Statine werden hauptsächlich bei Fettwechselstörungen als Cholesterinsenker eingesetzt. Seit fast zwei Jahrzehnten helfen sie, auf effektive und kostengünstige Weise das LDL-Cholesterin zu senken. Aber nicht jeder kann die Medikamente anwenden, viele Menschen klagen über Nebenwirkungen. Wissenschaftler belegen dies in einer aktuellen Studie und wiesen nach, dass es tatsächlich eine Intoleranz gegenüber Statinen bei solchen Betroffenen gibt.

Statine gelten als Mittel der Wahl bei zu hohen Blutfettwerten, um das ungesunde LDL-Cholesterin zu senken. Da die Statinbehandlung keine Akutmedikation ist, ist die Therapietreue allerdings schwierig. Immer wieder auftretende Nebenwirkung dabei sind sehr starke Muskelschmerzen und Krämpfe. Aus diesen Gründen beenden Patienten oft ihre Therapie.

Alternativen gibt es bislang nur wenige – die gerade erst neu auf den Markt gekommene PSCK9-Hemmer sind sehr teuer. Ein Absetzen der Medikation jedoch erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Nebenwirkung wird daher von Ärzten mit Sorge betrachtet – die Langzeitfolgen der Nicht-Einnahme gelten als gefährlich.

Als Ursache der Muskelschmerzen wurde immer wieder eine Intoleranz gegenüber den Statinen diskutiert; da man aber keine Biomarker für die Muskelprobleme finden konnte, galt diese Vermutung lange Zeit als umstritten. Einige Forscher hatten spekuliert, dass das Problem eine psychologische Ursache haben könnte und die Muskelschmerzen nichts mit der Einnahme der Statine zu tun haben.

Dies konnten Wissenschaftler von der Cleveland Clinic in Ohio jetzt widerlegen: Sie stellten bei einer Untersuchung fest, dass eine Statinintoleranz tatsächlich existiert. Sie untersuchten 491 Patienten, die entweder Atorvastatin, Placebo oder den Cholesterinhemmer Ezetimib einnahmen.

Nach 24 Wochen wurde die Medikation gewechselt, sodass die Patienten als ihre eigene Kontrolle fungieren konnten. In der zweiten Phase wurde einigen Patienten außerdem der PSCK9-Hemmer Evolocumab verabreicht. Die Mediziner veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“.

Knapp 43 Prozent der untersuchten Atorvastatin-Patienten klagten nach der Einnahme über Muskelschmerzen. Erhielten dieselben Personen Ezetimib oder Placebo, waren hingegen keine negativen Auswirkungen festzustellen, erläutern die Forscher.

Die Patienten reduzierten ihren LDL-Cholesterinspiegel, um mehr als die Hälfte, wenn sie über einen Zeitraum von 24 Wochen den PCSK9-Inhibator Evolocumab verwendeten. Nutzten Betroffene Ezetimib, reduzierte sich der LDL-Cholesterinspiegel nur um 16,7 Prozent, fügen die Wissenschaftler hinzu.

PCSK9-Inhibitoren sind seit 2015 auf dem Markt, sie gelten bislang aber nur als Mittel der Wahl bei Hochrisiko-Patienten. Die neue Untersuchung zeige, dass auch weitere Patientengruppen von den neuen Medikamenten profitieren könnten, so die Forscher. PCSK9-Inhibitoren könnten daher eine Option für Patienten sein, die intolerant gegenüber Statinen sind.

Repatha (Evolocumab) von Amgen wurde im September zugelassen, eine Spritze kostet 742,26 Euro als Zweierpackung; zusätzlich ist eine Packung mit sechs Fertigpens für 2184,15 Euro erhältlich. Praluent (Alirocumab, Sanofi) ist für 376,62 Euro erhältlich, die Zweierpackung kostet ebenfalls 742,26 Euro. Pfizer hat mit Bococizumab ebenfalls einen Kandidaten in der Entwicklung.

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