Lilly bringt zum 1. April mit Emgality (Galcanezumab) einen Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Antikörper zur Migräneprophylaxe auf den Markt. Der erste monoklonale Antikörper zur Reduktion der Migränetage kommt mit Aimovig (Erenumab) von Novartis und greift am CGRP-Rezeptor an.
Emgality ist seit September zur Migräne-Prophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens vier Migränetagen pro Monat zugelassen. Das Arzneimittel kommt als Fertigpen zu 120 mg auf den Markt und wird einmal pro Monat vom Patienten selbst als subkutane Injektion verabreicht. Zu Therapiebeginn wird eine Standarddosis von zweimal 120 mg am selben Tag begonnen. Die Behandlung wird mit einer Erhaltungsdosis von 120 mg fortgeführt. Zum 1. April soll Emgality in den Packungsgrößen zu zwei und drei Fertigpens verfügbar sein.
Für die Zulassung waren die Ergebnisse von drei klinischen Phase-III-Studien entscheidend. Die Daten belegen für Galcanezumab im Vergleich zu Placebo eine signifikante Reduktion der Zahl der monatlichen Migränetage sowohl bei episodischer als auch bei chronischer Migräne. Gemeint sind die Studien Evolve 1 und 2 mit 858 beziehungsweise 915 Probanden mit episodischer Migräne sowie Regain mit 1113 Patienten mit chronischer Migräne. Die Studiendauer betrug sechs beziehungsweise drei Monate. Die Teilnehmer wurden entweder mit Verum zu 120 mg (nach einer Anfangsdosis von zweimal 120 mg) oder 240 mg behandelt. Als primärer Endpunkt war die mittlere Änderung der monatlichen Migräne-Kopfschmerz-Tage (MKT) gegenüber dem Ausgangswert festgelegt.
Daten der Studie Regain zeigen über einen Zeitraum von drei Monaten bei Patienten, die mit 120 mg beziehungsweise 240 mg behandelt wurden, eine durchschnittliche Reduktion der MKT um 4,7 Tage beziehungsweise 4,6 Tage. Unter Placebo waren es zum Vergleich 2,8 Tage. In den Studien Evolve 1 und 2 konnte bei durchschnittlich 62,3 Prozent beziehungsweise 59,3 Prozent der Patienten die monatliche Zahl der MKT gemittelt über einen Zeitraum von sechs Monaten um mindestens 50 Prozent reduziert werden. Unter Placebo waren es 38,6 beziehungsweise 36 Prozent und somit signifikant weniger Patienten.
Die Verträglichkeit des Arzneimittels wurde an mehr als 1400 Patienten untersucht. Weniger als 2,5 Prozent der Probanden brachen die Studie aufgrund von unerwünschten Wirkungen ab. „Das Nebenwirkungsprofil von Galcanezumab ist auf Placeboniveau“, teilt Lilly mit. Am häufigsten wurden Schmerzen beziehungsweise Reaktionen an der Einstichstelle dokumentiert.
Galcanezumab ist ein monoklonaler Antikörper und bindet spezifisch an CGRP, das Schlüsselmolekül der Migräne-Attacke ist und währenddessen aus den Nervenendigungen des Trigeminus-Nervs verstärkt freigesetzt wird. Durch die Bindung des Wirkstoffes an das Neuropeptid, kann dieses nicht mehr mit dem dazugehörigen Rezeptor interagieren. Das proinflammatorische Neuropeptid ist eine der stärksten gefäßerweiternden endogenen Substanzen und maßgeblich an der Entstehung der Migräne beteiligt. Im Zentralnervensystem ist CGRP an der Regulation der Körpertemperatur beteiligt und moduliert die Schmerzübertragung.
Für die Akutbehandlung einer Migräneattacke ist der Arzneistoff nicht geeignet. Neben Erenumab und Galcanezumab hat auch Fremanezumab von Teva eine Zulassung zur Migräne-Prophylaxe Eptinezumab ist der vierte Vertreter. Im Bereich der Prophylaxe gibt es zwar eine ganze Reihe unterschiedlicher Wirkstoffe, mit deren Hilfe man die Zahl der Attacken reduzieren kann, jedoch wurden die bislang verfügbaren Arzneistoffe nicht rational für die Migräneprophylaxe entwickelt. Vielmehr handelt es sich um Zufallsfunde. Ein Beispiel sind die Betablocker deren Nebeneffekt die Senkung der Migränetage ist. Die beste Evidenz liegt für Metoprolol und Propranolol vor. Ebenfalls eingesetzt werden der Calciumantagonist Flunarizin und das Antiepileptikum Topiramat. Die klinische Evidenz ist übersichtlich gut bei nicht unerheblichem Nebenwirkungsprofil, das bei einer Dauereinnahme problematisch sein kann. In die neue Leitlinie wurden weitere Wirkstoffe aufgenommen, wo positive Ergebnisse zu erwarten sind, wie beispielsweise AT-1-Antagonisten.
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