Metoprolol und Novaminsulfon sind in vielen Apotheken das Ärgernis des Sommers. Doch auch weiter vorne im Generalalphabet gibt es immer wieder Lücken. Seit Jahresbeginn sind Präparate mit Benazepril/Hydrochlorothiazid regelmäßig defekt.
Im vergangenen Herbst waren Hexal und 1A ausgefallen; von Oktober bis Dezember verdreifachte sich bei Aliud die Nachfrage. Zum Jahreswechsel war der Markt erstmals leer gefegt. Bei den Monopräparaten normalisierte sich die Lage, sodass wieder ausreichende Bestände aller Wirkstärken aufgebaut werden konnten.
Doch bei der Kombination gibt es nach wie vor gelegentliche Engpässe. Nur einzelne Anbieter sind hin und wieder lieferbar, wobei neben 1A/Hexal und Aliud/Stada ohnehin nur Winthrop, Heumann und das Original Cibadrex von Meda erhältlich sind.
Bei der Sanofi-Tochter will man sich demnächst ganz von dem Blutdrucksenker verabschieden. Die Nachfrage nach Benazepril Winthrop comp sei stark rückläufig, sagt eine Sprecherin. Bereits vor einem Jahr seien nur noch 40 Packungen im Monat abgegeben worden, bei negativer Tendenz. „Aufgrund dieser mangelnden Nachfrage bei gleichzeitig zahlreichen weiteren Anbietern werden wir das Produkt auslaufen lassen.“ Der letzte Rabattvertrag mit Benazepril Winthrop comp endete im Dezember 2014.
Laut Arzneiverordnungsreport wurde die Kombination 2015 insgesamt 134.000 Mal verordnet. Der Umsatz auf Basis der Verkaufspreise lag bei 3,1 Millionen Euro. Mit Abstand führender Anbieter von Benazepril/HCT ist Hexal vor Aliud und 1A. Das Monopräparat wird noch seltener verordnet.
Im Vergleich zu anderen ACE-Hemmern ist Benazepril von untergeordneter Bedeutung. Zum Vergleich: Ramipril/HCT wurde 5,6 Millionen Mal verschrieben, Lisinopril/HCT und Enalapril/HCT jeweils mehr als eine Millionen Mal. Captopril/HCT stand 320.000 Mal auf Kassenrezept, Quinapril/HCT ebenfalls rund 130.000 Mal.
ACE-Hemmer werden seit 1981 zur Behandlung von Hypertonie und Herzinsuffizienz eingesetzt. Sie hemmen die Umwandlung von Angiotensin zu Angiotensin II, außerdem kann die vasoaktive Substanz Bradykinin nicht ausreichend abgebaut werden. Das Kinin ist an Entzündungsprozessen beteiligt, ähnlich dem körpereigenem Stoff Histamin; es erhöht die Gefäßdurchlässigkeit und den Tonus der glatten Muskulatur, so auch in der Lunge. Zusätzlich steigen dadurch die Reizbarkeit des Gewebes für Nozizeptoren und die Menge des Entzündungsmediators Substanz P.
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