Apotheken warten auf Cannabis-Ernte Katharina Lübke, 18.11.2014 08:39 Uhr
Erneut können Apotheker keine Cannabisblüten bestellen. Laut dem Lieferanten Fagron ist seit Anfang November keine einzige Sorte lieferbar. Demnach ist die beliebte Sorte „Bedrocan“ mit dem höchsten THC-Gehalt nicht vor Februar 2015 lieferbar, die anderen Cannabissorten Bedica, Bediol und Bedrobinol sind bis Dezember defekt. Schuld sei niemand.
„Bei uns stauen sich die Bestellungen. Wir haben nichts. Null. Wir warten auf die nächste Ernte, vielleicht im Dezember, vielleicht im Januar“, so eine Fagron-Sprecherin. „Uns sind Hände gebunden.“ Laut Fagron kann die zuständige Regierungsstelle in den Niederlanden, das Büro für Medizinales Cannabis, nicht liefern. Die Lieferanten sollten mitteilen, was man brauche, das Büro sage dann, was man bekommen könne. „Der Bedarf steigt.“ In immer mehr Ländern würde Cannabis aus Holland bezogen.
„Wir kämpfen um jedes Gramm“, so die Fagron-Sprecherin. „In der Regel bestellen wir am selben Tag, an dem eine Lieferung eintrifft, und immer ein bisschen mehr, als wir eigentlich brauchen.“ Denn neu eintreffende Ware werde sofort wieder abverkauft. Wann man sicher wieder liefern könne, sei bislang unklar: „Wir hoffen, dass wir innerhalb der nächsten zwei Wochen liefern können, Zusagen haben wir aber nicht.“ Ebenso wenig lasse sich sagen, wie lange die nächste Lieferung vorhalte. „Das ist ein Teufelskreis“, so die Sprecherin.
Laut der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (ACM) traten Lieferschwierigkeiten in den vergangenen zwei Jahren immer wieder auf. „Nun haben wir es mit dem bisher längsten Lieferausfall zu tun, und die Patienten stehen ohne Medikament da“, sagt Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsitzender der ACM. Fagron bestätigt, dass sich die Engpässe durch das ganze Jahr zögen. Manchmal dauere es Monate, bis einzelne Sorten lieferbar seien. „Wenn es Bedrocan nicht gibt, schwenken alle um auf Bedica. Nach drei Tagen ist dann auch Bedica aus“, so die Fagron-Sprecherin.
Als Cannabis im Januar knapp wurde, hieß es, an den Blüten habe es nicht gemangelt. Stattdessen konnte kein Cannabis mehr nach Deutschland eingeführt werden, weil die Importquote bereits erfüllt war. „Wir haben eine Genehmigung für eine bestimmte Menge, die wurde mittlerweile vervierfacht“, so die Sprecherin. In den Niederlanden seien die Anbauflächen vergrößert worden.
Laut der ACM hat etwa der Hersteller Bedrocan wegen der steigenden Nachfrage in diesem Jahr die Produktion verdoppelt. Aber bei einem Naturprodukt mit einer Produktionsdauer von drei Monaten sei es schwierig, auf akute Steigerungen der Nachfrage schnell zu reagieren. Daher könne man künftige Lieferengpässen nicht ausschließen.