Lieferengpässe

Kein Metoprolol im August

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Berlin -

Metoprolol 200 retard: Bei solchen Rezepten schrillen derzeit bei jedem Apotheker die Alarmglocken. Der Betablocker ist seit Wochen defekt, ein Ende des Lieferengpasses ist nicht absehbar. Im August wird es jedenfalls sehr wahrscheinlich keinen Nachschub geben. Derweil hat Mylan Probleme mit anderen wichtigen Rabattpräparaten.

Hexal ist als langjähriger AOK-Rabattpartner mit seinem Metoprololtartrat mittlerweile seit einem Vierteljahr defekt, das Produkt der Schwesterfirma 1A Pharma sogar noch etwas länger. In der Folge waren auch die Bestände der anderen Hersteller schnell ausverkauft.

In Holzkirchen hatte man Ende vergangenen Jahres die Produktion von Metoprolol beim britischen Lohnhersteller Nextpharma abgezogen und an Lek, eine Tochterfirma in Polen, vergeben. „Jetzt läuft die Validierung“, erklärt der Hexal-Sprecher Ende Juni. Das werde noch bis in die Sommermonate dauern, also bis August. Aktuell heißt es auf Nachfrage, es gebe noch keine Neuigkeiten.

Ratiopharm hatte gehofft, Anfang Juli wieder alle Anfragen bedienen zu können. Doch davon hat man sich mittlerweile wieder verabschiedet, nachhaltig lieferfähig zu sein: „Tatsächlich ist es derzeit trotz aller Bemühungen nicht vollständig möglich, die durch den Ausfall der Rabattvertragspartner entstandenen Lücke komplett zu schließen“, so ein Sprecher. Die Stärke à 200 mg werde erst Mitte August bis Anfang September wieder voll lieferbar sein.

Auch Heumann ging Ende Juni davon aus, kurzfristig Chargen freigegeben zu bekommen. „Wir warten jeden Tag auf den Bescheid“, sagte eine Sprecher. Dann sollte die Menge auch kein Problem sein. Doch auch die Torrent-Tochter kann derzeit nicht liefern.

„Eine Normalisierung der Liefersituation wird sich voraussichtlich einstellen, wenn alle wichtigen Marktteilnehmer wieder lieferfähig sind“, hatte ein Stada-Sprecher schon Ende Juni vorhergesagt. Der Konzern ist – wie alle anderen Anbieter – derzeit ebenfalls in der Wirkstärke defekt.

50 Prozent des Marktes entfallen nach Schätzungen derzeit auf Metohexal. Der Gesamtmarkt umfasst 19 Millionen Packungen pro Jahr , davon fallen laut IMS Health zwei Drittel auf die Metoprololsuccinat mit besonderer Freisetzungskinetik und ein Drittel auf die konventionellen Retardtabletten mit Metoprololtartrat. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkstärken sind die beiden Salzformen nicht austauschbar. Viele Ärzte lehnen es ab, die seit Jahren eingestellten Bluthochdruckpatienten umzustellen.

In 90 Prozent der Fälle schreiben die Kassen getrennt nach Tartrat und Succinat aus. Die aktuelle Rabattrunde der AOK läuft übrigens Ende September aus. Hexal hat neben Teva/Ratiopharm und Aliud den Zuschlag für die nächste Tranche bekommen. Ob der Konzern antreten darf, war bislang nicht zu erfahren.

Ein weiterer Rabattpartner, der derzeit seinen Lieferverpflichtungen nicht nachkommen kann, ist Mylan: Der Hersteller kann die Blutdruckmittel Valsartan dura (40 mg; 28 Stück) und Candesartan (16 mg; 56 und 98 Stück) nicht liefern. Damit können die Apotheken die entsprechenden Rabattverträge von AOK, Barmer GEK, DAK, IKK classic, Knappschaft Bahn-See und TK nicht bedienen.

Über die Hintergründe ist nichts bekannt: Qualität und Produktsicherheit seien die oberste Priorität, sagt eine Sprecherin. „Wenn die Ausgangsmaterialien unseren Qualitätsansprüchen nicht genügen, kann es daher in seltenen Ausnahmefällen zu einer eingeschränkten Lieferfähigkeit kommen.“

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