„Lieferengpässe führen leicht zu Fehldosierungen“ Sandra Piontek, 14.03.2024 14:52 Uhr
Hochpotente Opiate wie Buprenorphin, Hydromorphon oder Morphin sind aktuell für Apotheken nur schwer zu bestellen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet derzeit etliche Hersteller, die auch in den nächsten Wochen Schwierigkeiten haben, den Markt ausreichend zu versorgen. Weil Patient:innen die starken Schmerzmittel dennoch benötigen, muss auf andere Stärken oder gar Wirkstoffe zurückgegriffen werden. Dies wiederum fordert das Pflegepersonal: „Diese Änderungen führen im Alltagsstress leicht zu Fehldosierungen“, ist sich ein Apotheker sicher.
Die Liste des BfArM zu nicht lieferbaren Opioiden ist lang. Betroffen sind Wirkstoffe wie Oxycodon, Naloxon in Kombination mit Oxycodon oder auch Hydromorphon und Morphin. Die Verfügbarkeit ist teilweise bis zum Juni nur begrenzt oder gar nicht gegeben.
„Es gibt derzeit in dem Bereich nur sehr eingeschränkt Ware“, so Claudia Scherrer, Inhaberin zweier Apotheken in Gütersloh. „Wir haben Tage, da ist komplett nichts verfügbar, dann wiederum ist beispielsweise Hydromorphon nur direkt beim Hersteller zu bestellen.“ Bitter sie dies vor allem für die auf starke Analgetika angewiesene Patient:innen. „Wenn wir Glück haben, hat derjenige noch etwas Vorrat oder kommt rechtzeitig für die Bestellung in die Apotheke“, so die Apothekerin.
Ein Inhaber aus Zwickau macht sich vor allem auch um die pflegebedürftigen Menschen Sorgen: „Wenn ständig die Wirkstoffe gewechselt werden müssen, weil das Medikament, worauf der Patient eingestellt ist, nicht lieferbar ist, dann ist das eine zusätzliche Belastung für das Personal in Pflege- und Seniorenheimen“, so der Pharmazeut.
Denn: „Die Einnahmevorschriften können sich mit den wechselnden Medikamenten ändern, es muss also sehr aufgepasst werden, dass es nicht zur versehentlichen Über- oder Unterdosierung kommt.“ Hinzu komme der erhebliche Aufwand: „Bei Betäubungsmitteln haben wir sehr wenig Spielraum. Änderungen müssen von den Verordnern zudem gegengezeichnet werden. Das nimmt Zeit und Personal in Anspruch“, so der Apotheker.
Bundesweit scheint es zudem starke Unterschiede bezüglich der Lieferfähigkeit zu geben: „Aktuell sehe ich keine Probleme. Es sind nur vereinzelt Firmen nicht lieferfähig“, so ein Apotheker aus Baden-Württemberg. „Präparate mit Wirkstoffen wie Oxycodon und Hydromorphon oder auch Morphin als Retardtablette kann ich derzeit problemlos bekommen.“