Lieferengpässe gehören zum Alltag in deutschen Apotheken. Besonders betroffen sind Impfstoffe: 27 von 126 Impfstoffen sind aktuell nicht lieferbar – das sind mehr als 20 Prozent des gesamten Sortimentes. Zu diesem Ergebnis kommt Markus Kerckhoff, Leiter der Schloss-Apotheke in Bergisch Gladbach. In Grippezeiten steigt dieser Wert entsprechend an. Grundsätzlich gibt es in den einzelnen Indikationen nur wenige Impfstoffe, manchmal sogar nur ein oder zwei Präparate.
Das größte Problem stellen laut Kerckhoff die Engpässe bei Gelbfieber- und Tollwut-Impfstoffen dar, die schon länger nur eingeschränkt lieferbar seien. Gegen Gelbfieber gibt es beispielsweise nur einen Impfstoff – Stamaril von Sanofi Pasteur MSD. Der ist allerdings seit Wochen nicht oder nur eingeschränkt erhältlich.
Bei den Tollwut-Impfstoffen ist die Versorgungssituation aus Sicht von Kerckhoff ebenfalls „mehr als unbefriedigend“: Die beiden Hersteller – Sanofi Pasteur MSD und Novartis können die notwendigen Mengen nicht liefern. Dasselbe Bild zeigt sich Kerckhoff zufolge bei Typhus Impfstoffen – die Situation sehe jeden Tag anders aus.
„Ich beschäftige mich seit nunmehr 20 Jahren professionell mit dem Thema Impfstoffe – die jetzige Situation ist sehr speziell“, sagt der Apotheker. Wegen der Lieferschwierigkeiten sei eine ausreichende Versorgung nicht mehr sichergestellt, so Kerckhoff, dessen Schloss-Apotheke zu den größten Impfstoffversendern in Deutschland gehört. Aus seiner Sicht ist zu erwarten, „dass sich die Dinge noch weiter verschlimmern“.
Bei Sanofi Pasteur MSD beispielsweise gibt es Probleme: Engpässe bei den Kombinationsimpfstoffen Covaxis, Hexyon, Pentavac und Repevax, außerdem beim Poliomyelitis- und beim Masern-Impfstoff Merieux, dem Rotaviren-Impfstoff Rotateq, dem Meningokokken-Impfstoff und dem Pneumokokken-Impfstoff Pneumovax. „Bei Sanofi gibt es bei vielen Standardimpfstoffen immer wieder Ausfälle“, stellt Kerckhoff fest.
Auch GlaxoSmithKline (GSK) kämpft mit Engpässen: Der Kombinationsimpfstoff Boostrix Polio ist derzeit nicht erhältlich, genauso wie die Vakzine des Konzerns gegen Varizellen, Varilrix und Priorix Tetra. Die Engpässe haben derweil zu Lieferschwierigkeiten beim MMR-Impfstoff Priorix von GSK geführt, der anstelle von Priorix Tetra verimpft werden sollte.
Novartis kann den FSME-Impfstoff Encepur für Erwachsene nur in der Zehnerpackung liefern. Engpässe gibt es außerdem beim Tuberkulose-Test Tuberkulin vom dänischen Hersteller Statens.
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