Zweiter Anlauf

Lecanemab: Antikörper gegen Alzheimer zugelassen

, Uhr
Berlin -

Die EU-Kommission hat erstmals eine Alzheimer-Therapie zugelassen, die auf zugrundeliegende Krankheitsprozesse abzielt. Der Antikörper Lecanemab sei für eine Behandlung im frühen Stadium und das erste Medikament dieser Art, das in der EU zugelassen werde, teilte die Kommission mit. Fachleuten zufolge kommt nur ein sehr kleiner Teil der Alzheimer-Patienten für diese Therapie infrage.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Februar den Weg freigemach. Die Experten der Behörde mit Sitz in Amsterdam hatten keine Bedenken zur Sicherheit und empfahlen die Zulassung des Antikörpers Lecanemab zur Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung (Gedächtnis- und Denkstörungen) oder leichter Demenz in einem frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit.

Die EMA hatte bereits Mitte November die Zulassung von Lecanemab empfohlen. Doch die EU-Kommission hatte die Zulassung zunächst ausgestellt und die Experten der EMA um Einschätzungen zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gebeten.

Beim ersten Antrag noch abgelehnt

Im Sommer hatte die EU-Arzneimittelbehörde eine Zulassung noch abgelehnt: Das Risiko schwerer Nebenwirkungen sei höher zu bewerten als die erwartete positive Wirkung. Dabei verwies die Behörde insbesondere auf mögliche Wassereinlagerungen und Blutungen im Gehirn von Menschen, die mit dem Präparat behandelt werden.

Die Hersteller des Medikaments, die Pharmaunternehmen Eisai (Japan) und Biogen (USA), hatten daraufhin eine zweite Prüfung beantragt. Die EMA-Experten kamen dann im November zu dem Schluss, dass in der begrenzten Population, die bei der erneuten Prüfung untersucht wurde, der Nutzen von Lecanemab größer sei als die Risiken. Die Patienten hatten ein spezielles genetisches Profil und damit eine geringere Wahrscheinlichkeit für die schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Schwellungen und Miroblutungen im Gehirn als andere Menschen.

In den USA ist der Antikörper, der alle zwei Wochen intravenös verabreicht wird, seit Anfang 2023 bereits unter dem Handelsnamen Leqembi zugelassen. Auch in Großbritannien ist das Präparat des japanischen Herstellers Eisai seit Ende August 2024 zugelassen.

Nur im frühen Stadium verwendbar

In Deutschland sind etwa eine Million Menschen von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Lecanemab ist aber nur für einen sehr geringen Teil von ihnen geeignet. Es soll lediglich das Fortschreiten der Krankheit bremsen. Daher wird es auch nur für Betroffene im frühen Stadium der Erkrankung empfohlen. Manche Schätzungen gehen von etwa 20.000 Menschen aus, die den Antikörper bekommen könnten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Seit Mai 2023 kontingentiert
Scopoderm: Baxter will Anfang Mai liefern