Kopfläuse in der Schwangerschaft Nadine Tröbitscher/dpa, 01.02.2017 14:33 Uhr
Im Winter nisten sich auf Kinderköpfen gern Läuse ein. Viele Eltern behandeln dann nicht nur das Kind, sondern auch sich selbst – für den Fall, dass die Läuse zu ihnen hinüber gewandert sind. Ist die Mutter aber schwanger oder stillt, sollte sie keine chemischen Mittel verwenden. Medizinprodukte, die eine physikalische Wirkung haben, sollten bevorzugt verwendet werden.
„In diesem Fall kann man es lieber erst einmal mit dem Wirkstoff Dimeticon versuchen“, sagt Professor Dr. Christof Schaefer, der an der Charité in Berlin die Risiken von Arzneimitteln in der Schwangerschaft untersucht. Der Entschäumer ist sonst eher aus der Behandlung von Blähungen bekannt. Das Silikonöl soll jedoch die Läuse ersticken lassen, indem es das Atemsystem verschließt. Dazu dringt es in die Atemporen ein und verhindert das „Ausschwitzen“ von Wasser. Die Nissen sollen von den Präparaten ebenfalls erfasst werden. Auch Produkte mit Kokosöl kommen für die Behandlung von Schwangeren infrage.
Für Dimeticon sind bislang keine Resistenzen bekannt. Präparate wie Nyda (Pohl Boskamp), EtoPril (Dr. Wolff) oder Jacutin Pedicul (Almirall) sind keine Arzneimittel, sondern Medizinprodukte. Je nach Produkt haben sie eine Einwirkzeit von zehn Minuten bis zu mehreren Stunden. In jedem Fall muss die Anwendung nach neun bis elf Tagen wiederholt werden. Die Zeit entspricht dem natürlichen Zyklus der Laus. Somit können alle Nissen und geschlüpften Parasiten erfasst werden. Erst wenn all das nicht hilft, kann die Mutter in Absprache mit ihrem Arzt eventuell ein chemisches Produkt verwenden.
Infectopedicul enthält das chemisch hergestellte Permethrin und kann gegen Kopflausbefall und Scabies eingesetzt werden. Das Insektizid wirkt neurotoxisch bei Läusen und Nissen. Es wird über die Körperoberfläche aufgenommen und lähmt den Parasiten. Der Tod tritt jedoch erst später ein. Bei nicht toxischer Dosis können die Läuse enzymatisch entgiften und sich wieder erholen. Auch die Entwicklung von Resistenzen wird diskutiert. Bei Scabies in der Schwangerschaft darf Permethrin angewendet werden, bei Kopflausbefall ist es ein Reservemittel. Studien an mehr als 300 Schwangeren konnten keinen Hinweis auf eine teratogene Wirkung geben.
Goldgeist (Pyrethrumextrakt) ist in der Schwangerschaft ebenfalls als Reservemittel anzusehen. Das Insektizid wird aus verschiedenen Chrysanthemenblüten gewonnen und wirkt auf Kopfläuse neurotoxisch. Die dermale Resorption ist für das Produkt nur gering. Trotzdem ist eine Anwendung in der Schwangerschaft nur nach medizinischer Indikationsstellung möglich. Laut Embryotox ist im ersten Schwangerschaftstrimenon nicht von einem toxischen Potential bei topischer Anwendung auszugehen. Auch für das zweite und dritte Trimenon sprechen bislang keine Beobachtungen für ein fetotoxisches Potential. Wird das Produkt in der Stillzeit lokal angewendet, muss das Stillen nicht unterbrochen werden.
Manchmal genügt es Schaefer zufolge auch, die Haare mit Essigwasser zu spülen und dann mit einem speziellen Nissenkamm zu kämmen. Die Mischung soll die Kittsubstanz der Nissen auflösen, wodurch das Auskämmen erleichtert werden kann. Einen Beleg dafür gibt es allerdings nicht. Der Einsatz spezieller Shampoos soll einem Lausbefall vorbeugen. Geeignet sind Produkte mit Weidenrinde, die einen für die Parasiten unangenehmen Geruch verursachen sollen.
Kopfläuse und Nissen sind hartnäckig. Sie überleben zwei bis drei Tage ohne Kontakt zum Wirt und werden erst ab Temperaturen über 60 Grad abgetötet. Auch wenn die Gefahr von umherirrenden Läusen erfahrungsgemäß unbegründet ist, können getragene Kleidungsstücke, Bettwäsche und Handtücher vorsichtshalber bei hoher Temperatur gewaschen werden. Wer ganz sicher gehen will, sollte alle Textilien in einen Müllbeutel packen, verschließen und alles für drei Tage in kalter Umgebung lagern.