Lacrimera: In fünf Tagen zur Schutzschicht Cynthia Möthrath, 28.11.2019 13:44 Uhr
Seit Anfang des Monats ist in österreichischen Apotheken eine neuartige Form von Augentropfen erhältlich: Lacrimera besitzt einen dualen Wirkmechanismus, der eine langanhaltende Schutzschicht auf der Hornhautoberfläche bildet und so langfristig die Symptome des trockenen Auges lindern soll. Für den deutschen Markt wird derzeit ein geeigneter Partner gesucht: Das Produkt könnte nach Aussagen des Herstellers Croma im ersten Quartal 2020 auch hierzulande in die Apotheken aufgenommen werden.
Die Augentropfen sind geeignet für Patienten mit langanhaltenden und wiederkehrenden trockenen Augen. Im Gegensatz zu anderen Präparaten bindet Lacrimera an die Muzinschicht und stellt den natürlichen Tränenfilm durch die Bildung einer ergänzenden Schutzschicht wieder her. Die Augentropfen enthalten Thio-Polymere: Es handelt sich dabei um eine neue, patentgeschützte Generation von Biopolymeren. Durch die Modifizierung mit Thio-Gruppen erhalten hydrophile Moleküle wie die Hyaluronsäure zusätzlliche Bindungskapazitäten für Strukturen an der Augenoberfläche. Durch diese zusätzlichen Bindungen wird die Stabilität des Polymers und die Verweildauer im Auge erhöht.
Lacrimera muss nur einmal täglich verwendet werden. Durch die hohe Verweildauer soll der Tränenfilm für 24 Stunden stabilisiert werden. Innerhalb einer 5-Tages-Behandlung kommt es durch die Ausbildung kovalenter Bindungen zur Entstehung einer Schutzschicht auf der Hornhautoberfläche, welche für eine langanhaltende Symptomfreiheit sorgen soll. Die Schutzschicht bewirkt einen Pflastereffekt und soll die Heilung des Epithels begünstigen.
Nach der 5-Tages-Therapie soll die Anwendung von Lacrimera pausiert werden. Der Zeitraum bis zur nächsten Therapie ist je nach Patient und Krankheitsbild unterschiedlich lang. Es soll wieder mit der Anwendung begonnen werden, sobald die Wirkung nachlässt. Jede Packung enthält fünf Einzeldosen, die Anwendung an beiden Augen wird vor dem Zubettgehen empfohlen. Da die Formulierung keine Konservierungsmittel enthält, ist sie ebenfalls für Kontaktlinsenträger geeignet.
Die Keratokonjunktivitis sicca, auch als Trockenes Auge bekannt, gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen. Experten schätzen, dass mehr als 60 Millionen Menschen in Europa darunter leiden. Aufgrund der hohen Anzahl an Betroffenen sprechen Augenärzte mittlerweile von einer Volkskrankheit. Die Ursachen sind multifaktoriell: Neben Umweltfaktoren wie Heizungsluft, Klimaanlage und Zigarettenrauch können auch persönliche Faktoren wie Alter, Erkrankungen oder die Blinzelfrequenz ein Grund für die fehlende Tränenflüssigkeit sein. Außerdem können Arzneimittel wie Betablocker oder Antihistaminika zu trockenen Augen führen.
Es kommt zu brennenden, gereizten Augen, häufig kommt auch ein Fremdkörpergefühl oder Lichtempfindlichkeit hinzu. Grund dafür ist ein wiederkehrendes Aufreißen des schützenden Tränenfilms. Dadurch kommt es zu vermehrter Verdunstung der Tränenflüssigkeit, welche schließlich zum trockenen Auge führt. „Der Leidensdruck kann so weit gehen, dass Sicca-Patienten bis zu fünf Lebensjahre für eine Symptomfreiheit eintauschen würden“, erklärt Dr. Christoph Laufenböck, Leiter der Sicca-Ambulanz am Tauern-Klinikum. Der Grund dafür sind starke Beeinträchtigungen im Alltag: Beim Lesen, Autofahren oder der Arbeit am Computer kann es zu Einschränkungen durch das trockene Auge kommen. Studien zeigen, dass Menschen mit trockenen Augen häufiger zu Depressionen, Ängsten oder sogar Suiziden neigen.
Croma wurde 1976 gegründet und ist ein österreichisches Familienunternehmen mit Sitz in Leobendorf. Der Hersteller ist auf die industrielle Fertigung von Hyaluronsäure-Spritzen spezialisiert und konzentriert sich zudem auf die Bereiche Ästhetische Medizin, Augenheilkunde und Orthopädie. Croma betreibt derzeit zwölf internationale Niederlassungen und vertreibt seine Produkte in mehr als 70 Ländern. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 450 Mitarbeiter. 2018 erhielt Croma den German Innovation Award für Lacrimera.