Weniger schädlich als gedacht

Krebsrisiko durch Haarefärben?

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Berlin -

Dauerhafte Haarfarben stehen immer mal wieder in der Kritik. Neben starken allergischen Reaktionen, wie sie insbesondere bei Henna-Farben auftreten können, wird auch immer wieder ein erhöhtes Krebsrisiko diskutiert. Eine Analyse der Nurses’ Health Study gibt nun weitestgehend Entwarnung. Doch es muss zwischen den einzelnen Tumorarten differenziert werden.

Haarfarben sind Kosmetika und unterliegen umfangreichen Regelungen des europäischen Kosmetikrechts und zusätzlich den Kontrollen der zuständigen Überwachungsbehörden. Die Hersteller sind für ihre Produkte verantwortlich und müssen die einzelnen Bestandteile toxikologisch bewerten. Dennoch stehen Colorationen immer wieder im Verdacht, krebserregend zu sein.

Diamine und Phenole lösen Allergie aus

Blondierungen sind zwar schädlicher für die Haarstruktur, doch die allergenen und potenziell krebserregenden Stoffe finden sich eher in den dunkleren Haarfarben. So auch zahlreiche Vertreter der Diamine und Phenole. Stoffe wie p-Phenylendiamin, p-Toluylendiamin, 3-Aminophenol und p-Aminophenol können zu allergischen Reaktionen auf der Kopfhaut oder an den Händen führen. Diese Grundkörper für Farbstoffe werden nicht nur bei der Haar- und Pelzfärbung eingesetzt, sondern auch bei der Gummi- und Kunststoffherstellung. In früheren Untersuchungen an Friseuren konnte gezeigt werden, dass ungefähr 4 Prozent der Angestellten eine Allergie gegen einen dieser Stoffe im Epikutantest aufwiesen.

Weitestgehende Entwarnung

Bisherige Studiendaten konnten keine Aussage darüber treffen, ob die Anwendung oder das regelmäßige Arbeiten mit Haarfärbemitteln das Krebsrisiko erhöhen. Die Analyse der prospektiven Nursesʼ Health Study bringt nun ein wenig Licht ins Dunkel. Die Langzeitstudie über 36 Jahre schloss 117.200 Teilnehmerinnen mit ein. Innerhalb der Beobachtungszeit wurden die Studienteilnehmer mehrfach zum Gebrauch von Haarfärbemitteln befragt. Berücksichtigt wurden nur dauerhafte Colorationen, keine Tönungen. Es wurden rund 20.800 solide und 1800 hämatologische Malignome diagnostiziert.

Hierbei war es egal, ob und wie lange und seit wann sich die Frauen die Haare färbten. Auch die Anwendungsintervalle scheinen eine Tumorbildung im Allgemeinen nicht zu beeinflussen. Ausschließlich beim Basalzellkarzinom zeigte die Analyse ein geringfügig erhöhtes Risiko im Gegensatz zum Verzicht. Es stieg um 2 Prozent. Anders beim Mamma- und Ovarialkarzinom: Alle 50 Anwendungen stieg das Krebsrisiko um 1 bis 2 Prozent.

Blonde und Brünette mit unterschiedlichem Risiko

Die Analyse bezog auch die natürliche Haarfarbe mit ein. Hier zeigte sich, dass blonde Frauen, die regelmäßig zur Coloration griffen, gehäuft Basalzellkarzinome entwickelten. Braunhaarige Menschen entwickelten unter der Anwendung von dauerhafter Haarfarbe dagegen häufiger ein Hodgkin-Lymphom. Ein Risikoanstieg für andere Krebsarten in Abhängigkeit von der natürlichen Haarfarbe konnte nicht festgestellt werden.

Grenzen der Analyse

Die Studie läuft seit 1976. Seitdem hat sich die Zusammensetzung zahlreicher Colorationen geändert. Viele Stoffe, darunter auch Diamine und Phenole, wurden aus den Rezepturen gestrichen. Darüber hinaus wurden nur weiße US-Amerikanerinnen aus Gesundheitsberufen in die Untersuchung miteingeschlossen. Dennoch sieht die Studienautorin Dr. Yin Zhang von der Harvard Medical School die Ergebnisse als eine Art vorläufige Beruhigung zum Thema „Haare färben und Krebs“. Die Ergebnisse müssten, insbesondere in Bezug auf die dosisabhängig leicht erhöhten Raten von Mamma- und Ovarialkarzinomen, weiter untersucht werden.

 

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