Krebsmedikamente

Zweite Chance für Antikörper-Konjugate

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Berlin -

Pfizer hatte bislang kein Glück mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten

(ADC): Mylotarg (Gemtuzumab-Ozogamicin) musste 2010 wegen fehlender

Wirksamkeit in den USA vom Markt genommen werden; in Europa hatte es der

erste Vertreter dieser neue Klasse von Krebsmedikamenten wegen

Sicherheitsbedenken erst gar nicht auf den Markt geschafft. Im Mai brach

der Konzern eine Studie mit Inotuzumab-Ozogamicin ebenfalls mangels

Erfolg ab. Andere Hersteller sind trotzdem zuversichtlich und

investieren hohe Beträge in die Zukunftstechnologie.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) basieren auf monoklonalen Antikörpern, die genutzt werden, um zytotoxische Wirkstoffe selektiv zu den Tumorzellen zu bringen. Auf diese Weise sollen bei besserer Wirksamkeit die Nebenwirkungen reduziert werden.

In Europa ist derzeit nur ein ADC zugelassen: Adcetris (Brentuximabvedotin) von Takeda. Derzeit prüft die Arzneimittelbehörde EMA Kadcyla (Trastuzumab-Emtansine) von Roche; in den USA wurde die Weiterentwicklung von Herceptin Anfang des Jahres zugelassen.

Weltweit beschäftigen sich Biotechunternehmen mit der Technologie; die Firmen kooperieren in der Regel mit verschiedenen Pharmakonzernen, die jeweils ihre eigenen Antikörper mitbringen. Rund zwei Dutzend Konjugate werden derzeit in Studien untersucht.

Roche hat im September eine Vereinbarung mit der Wilex-Tochter Heidelberg Pharma unterzeichnet, die ADC mit dem RNA-Polymerase-II-Inhibitor Amanitin entwickelt. Bayer prüft das Entwicklungspräparat BAY 94-9343, das in Zusammenarbeit mit dem deutschen Biotechunternehmen Morphosys und der US-Firma ImmunoGen entwickelt wurde.

Im Juni hat der Leverkusener Konzerns außerdem einen Vertrag mit Seattle Genetics unterzeichnet; bis zu 500 Millionen US-Dollar könnte Bayer im Erfolgsfall für die Nutzung der Auristatin-basierten Technologie bezahlen. Seattle Genetics wiederum arbeitet parallel mit Abbvie, Astellas, Daiichi Sankyo, GlaxoSmithKline und Pfizer sowie mit Roche zusammen. Auch Adcetris basiert auf der Technologie.

Auch AstraZeneca hat jetzt tief in die Tasche gegriffen, um sich einen Zugang zu der Technologie zu sichern. Ebenfalls knapp 500 Millionen Dollar könnte der britisch-schwedische Pharmakonzern am Ende zahlen, um die Technologie von Spirogen und ADC Therapeutics zu nutzen. Mittels spezifischem Antikörper werden Pyrrolobenzodiazepine zu den Krebszellen gebracht, wo sie die Zellteilung verhindern, aber nicht die DNA-Helix zerstören, sodass Resistenzen unwahrscheinlicher sind. Die Biotech-Tochter des Konzerns, Medimmune, hat mit Moxetumomab Pasudotox bereits einen Kandidaten in Phase-III.

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