Krebsauslöser Virusprotein Epstein-Barr Nadine Tröbitscher, 14.02.2017 13:37 Uhr
Geschwollene Lymphknoten, Fieber und Abgeschlagenheit können Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers sein. Auslöser der „Kusskrankheit“ ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), das auch die Krebsentstehung fördern kann.
Wie EBV das Risiko, an Krebs zu erkranken, steigert, entdeckten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Deutschen Zentrum für Infektionssforschung (DZIF). Ein Proteinbaustein der Viren stört die Zellteilung – die Ursache für fehlerhaftes Erbgut der Tochterzellen.
Das Protein trägt den Namen BNRF1 und sorgt bei der Zellteilung für eine Bildung von mehr als zwei Spindelpolen, den sogenannten Zentrosomen. In der Folge können sich die Chromosomen nicht mehr gleichmäßig auf beide Tochterzellen verteilen und Krebs kann entstehen. Betroffen sind insbesondere der Magen und der Nasen-Rachenraum. Auch Lymphome können auftreten. Hatten die Wissenschaftler BNRF1 aus den EBV entfernt, war die Chromosomenverteilung nicht beeinflusst.
„Das völlig Neue an dem Ergebnis ist, dass wir erstmals ein Protein eines Virus als Krebstreiber enttarnt haben“, sagt Professor Dr. Henri-Jacques Delecluse vom DKFZ. „Alle bislang untersuchten Tumorviren des Menschen lösen Krebs auf völlig andere Art aus: In der Regel muss Erbmaterial des Virus' dauerhaft in der infizierten Zelle vorliegen, sodass Virusgene abgelesen werden, die dann die Krebsentstehung fördern.“
Möglicherweise kann EBV die Entstehung weiterer Tumore verursachen, die bislang mit dem Erreger nicht in Verbindung gebracht wurden, denn das Erbgut von EBV ist nicht enthalten. Ein Schutz könnte eine Impfung sein, denn bereits die erste Infektion mit EBV stellt ein Krebsrisiko dar. Schätzungsweise könnte eine Vakzine etwa zwei Prozent aller Krebsfälle verhindern. Delecluse hatte bereits 2005 einen Prototypen auf Basis virusähnlicher Partikel entwickelt. Leere Kapseln aus Virusproteinen sollten dem Immunsystem eine EBV-Infektion vortäuschen.
Das Virus trägt fast jeder in sich, schätzungsweise sind weltweit etwa 98 Prozent der Erwachsenen mit EBV infiziert. Die Herpesviren befallen die B-Zellen des Immunsystems und Schleimhautezellen des Mund-Rachenraums. Nicht bei jedem bricht die Krankheit aus. Etwa ein Drittel erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber. Die Betroffenen leiden unter Halsschmerzen mit starken Schluckbeschwerden, hohem Fieber, geschwollen Lymphknoten vor allem unter den Achseln und in der Leiste und Abgeschlagenheit.
Im Ultraschall zeigt sich eine vergrößerte Milz, die als Filterorgan und der Blutmauserung gilt. In einigen Fällen kann das Virus eine Leberentzündung hervorrufen. Die Infektion klingt meist nach wenigen Wochen ab – die Viren bleiben und ruhen in den infizierten Zellen des Körpers und bilden Nachkommen, die such dann auf die benachbarten Zellen ausbreiten. So kommen immer mehr Körperzellen mit dem Virus in Kontakt.