Onkologie: Innovationen 2017 Nadine Tröbitscher, 10.01.2017 07:55 Uhr
Mehr als 80 Innovationen erwartet der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in diesem Jahr. Wie viele Kandidaten tatsächlich auf den Markt kommen, ist ungewiss. 16 Wirkstoffe könnten die Behandlungsoptionen bei verschiedenen Krebsformen erweitern.
Odomzo (Sonidegib; Novartis) soll zur Behandlung von Basalzellkrebs eingesetzt werden. Sonidegib ist eine selektiver Inhibitor des Proteins Smoothened (SMO). Der Hedgehog-Signalweg wird durch die Bindung an SMO gehemmt, die Transkription verhindert. Die Zulassung wurde bereits erteilt.
Alecensa (Alectinib; Chugai/Roche) hemmt die Anaplastische Lymphomkinase und könnte gegen den Nicht-Kleinzelligen-Lungenkrebs (NSCLC) auf den Markt kommen. Der Wirkstoff soll als Kapsel eingenommen werden und ist in Japan und den USA bereits auf dem Markt. Dort wird Alectinib auch bei ALK-postivem, metastasiertem NSCLC eingesetzt. In Europa wurde noch keine Zulassung erteilt.
N.N. (Mereletinib; AstraZeneca) könnte ebenfalls gegen NSCLC eingesetzt werden. Mereletinib ist ein Tyrosinkinase-Hemmer der 3. Generation und greift EGFR-aktivierende und Resistenzmutationen an. Ein Zulassungsantrag wurde bereits im Juli 2015 gestellt.
Qinprezo (Vasaroxin; Sunesis) könnte ein Orphan Drug gegen akute myeloische Leukämie sein. Der Wirkstoff ist ein Chinolon-Derivat und hemmt das Enzym Topoisomerase II. DNA-Stränge der Krebszellen brechen; sie können sich nicht vermehren.
N.N. (Padeliporfin; Steba Biotech) könnte eine neue Behandlungsoption gegen Prostatakrebs sein. Das wasserlösliche Palladium-Bakteriochlorophyll-Derivat wird in die Blutgefäße des Tumors injiziert und mit Hilfe von Laserstrahlen aktiviert. Dies führt zu einem Absterben der Tumorblutgefäße. Padeliporfin wird nicht vom gesunden umliegenden Gewebe aufgenommen.
N.N. (Tivozanib; Eusa) könnte gegen Nierenkrebs eingesetzt werden. Die Zulassung für den oralen Inhibitor der Tyrosinkinasen der VEGF-Rezeptoren 1, 2 und 3 wurde im März 2016 beantragt. Der Wirkstoff soll eine antiangiogenetische Wirkung haben.
N.N. (Rolapitant; Tesaro) ist zwar kein Zytostatikum, könnte aber den Patienten Übelkeit nach der Chemotherapie nehmen. Der Neurokin-1-Rezeptor-Antagonist könnte als Tablette ein bis zwei Stunden vor der Chemotherapie eingenommen werden.
Xilonix (MABp1; XBiotech) gegen das fortgeschrittene Kolorektalkarzinom wird gentechnisch hergestellt. Der monoklonale Antikörper richtet sich gegen Interleukin-1-alpha. Die Blutversorgung von Tumoren wird unterbunden, Krebssymptome wie Stoffwechselstörungen, Muskelschwund und Fatigue werden gemindert.
N.N. (Mastinib mesylat; AB Science) könnte gegen Gastrointestinale Stromatumore (GIST), Pankreaskrebs und Mastocytose zum Einsatz kommen. Der Tyrosinkinase-Inhibitor hemmt den Plättchen-Wachstumsfaktor (PDGF), den Fribrinoblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor (FGFR)3 sowie die c-Kit-Tyrosinkinase und hat den bereits den Status Orphan Drug für die drei Erkrankungen.
Tecentriq (Atezolizumab; Roche) könnte eine Therapieoption gegen Blasenkrebs darstellen. Der monoklonale Antikörper richtet sich gegen Programmed-Death-Ligand1 (PDL1), der von Tumoren zweckentfremdet wird und Tumorzellen so dem Immunsystem entkommen können. Atezolizumab bindet an PDL1 und stimuliert so die T-Zell-Aktivität und zerstört die Krebszellen.
N.N. (Neratinib; Puma Biotechnology) bietet einen personalisierten Ansatz auf die Therapie von HER2-positivem Brustkrebs. Der Wirkstoff könnte zur adjuvanten Therapie von vorbehandelten Patientinnen mit Mammakarzinom im Frühstadium eingesetzt werden. Neratinib hemmt mehrere Kinasen in Tumorzellen.
Onzeald (Etirinotecan pegol; Nektar) könnte für eine Tumorsuppressionswirkung von bis zu 50 Tagen bei fortgeschrittenem Brustkrebs und Hirnmetastasen sorgen. Der Wirkstoff ist der erste langwirksame Topoisomerase-I-Inhibitor (TopoI).
N.N. (Ribociclib; Astex/Novartis) ist ein Medikament gegen Brustkrebs mit personalisiertem Ansatz zur Behandlung von postmenopausalen Frauen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem HR+/HER2- Mammakarzinom. Ribociclib hemmt die Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) 4 und 6 und ist ein weiter Vertreter der neuen Substanzklasse. Die Hemmung der beiden Proteine soll das Fortschreiten des Tumorwachstums verhindern. Das Krebstherapeutikum hatte so gute Zwischenresultate gezeigt, dass eine Studie vorzeitig abgebrochen wurde. Zum Einsatz könnte der Wirkstoff zusammen mit dem Aromatasehemmer Letrozol kommen.
N.N. (Rucaparib; Clovis Oncology) ist eine Weiterentwicklung eines Pfizer-Projektes und hat in Europa und den USA bereits den Status Orphan Drug. Der Wirkstoff soll gegen Eierstockkrebs eingesetzt werden und hemmt Poly(ADP-Ribose)Polymerase (PARP) 1 und 2 und hemmt die DNA-Reparatur der Krebszellen. Ovarialkarzinome mit defektem BRCA-Gen benötigen PARP um zu proliferieren. Ist PARP von Rucaparib gehemmt können die Tumore nicht wachsen.
N.N. (Avelumab; Merck/Pfizer) könnte bei Patienten mit Merkelzell-Karzinom eingesetzt werden. Der monoklonale Antikörper hemmt das Programmed-Death-Protein-1 (PD-1) und aktiviert so das körpereigene Immunsystem. Der Wirkstoff hat in der EU bereits den Status Orphan Drug.
Ninlaro (Ixazomib; Takeda) dient zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Multiplem Myelom und wird in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason verabreicht, wenn die Betroffenen mindestens eine Therapie der Knochenmarkserkrankung erhalten haben. Das Medikament müsste als Kapsel einmal in der Woche nüchtern eingenommen werden.