Krebs durch Mundspülung? Katharina Brand, 10.07.2024 08:55 Uhr
Forschende der Universität Antwerpen haben untersucht, wie sich die tägliche Anwendung der Mundspülung Listerine Cool Mint auf das oropharyngeale Mikrobiom auswirkt. Das Ergebnis: eine erhöhte Bakterienanzahl in der Mundhöhle, die nicht nur mit Erkrankungen im Mund-Rachen-Raum zusammenhängen könnte, sondern auch mit Krebs. Die Studie wurde kürzlich im Journal of Medical Microbiology veröffentlicht.
Listerine Cool Mint ist als bakterizides Mundwasser, das zur Vorbeugung von Zahnbelag und Zahnfleischentzündungen eingesetzt wird, deklariert. Bislang war wissenschaftlich jedoch unklar, ob die Lösung tatsächlich ein gesundes Mundmikrobiom fördert oder untergräbt. Die Fragestellung der Studie lautete deshalb, ob die tägliche Anwendung von Listerine Cool Mint die Zusammensetzung des Rachenmikrobioms beeinflusst.
Erhöhtes Bakterienwachstum
Die Teilnehmenden erhielten über drei Monate täglich Listerine, gefolgt von drei Monaten Placebo-Mundspülung oder umgekehrt. Oropharyngealabstriche wurden zu Beginn und nach dreimonatiger Verwendung jeder Mundspülung entnommen und auf unterschiedliche Bakterienstämme hin überprüft. Das Ergebnis: Die tägliche Nutzung der Mundspüllösung hat die Anzahl der Bakterienarten Fusobacterium nucleatum und Streptococcus anginosus signifikant erhöht.
Während das gramnegative Stäbchenbakterium Fusobacterium nucleatum natürlich in der Mundhöhle vorkommt und eine große Rolle bei der Entstehung von Parodontitis spielt, steht Streptococcus anginosus in Verdacht, an der Entstehung von Magen- und Ösophaguskarzinomen beteiligt zu sein. Der Erreger besiedelt als Kommensale – Lebewesen, das sich von den Nahrungsrückständen des Wirts ernährt, ohne ihn zu schädigen – die oberen Atemwege. Hier kann er aufgrund seiner pathogenen Eigenschaften diverse Krankheiten verursachen, darunter Abszesse, Karies und Parodontitis.
Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler:innen aus Antwerpen, dass die regelmäßige Verwendung von Listerine Cool Mint sorgfältig abgewogen werden sollte.
Zum Studienhintergrund
Die Listerine-Studie ist Teil der PReGo-Studie (Preventing Resistance in Gonorrhoea), einer doppelblinden, monozentrischen, randomisierten Crossover-Kontrollstudie. Untersucht wurden antibakterielle Mundspülungen versus Placebo zur Verringerung von Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis bei Männern, die Sex mit Männern haben und PrEP einnehmen. 59 Personen nahmen teil.