Koselugo: Neuer Kinasehemmer Alexandra Negt, 30.08.2021 14:27 Uhr
AstraZeneca hat mit Koselugo (Selumetinib) einen Kinasehemmer auf den Markt gebracht, der bereits ab dem dritten Lebensjahr zur Behandlung des Morbus Recklinghausen angewendet werden kann.
Koselugo (Selumetinib) ist indiziert zur Behandlung von symptomatischen, inoperablen plexiformen Neurofibromen bei Neurofibromatose Typ 1. Die Erkrankung wird aufgrund des Erstbeschreibers auch Morbus Recklinghausen oder Von-Recklinghausen-Krankheit genannt. Bei der genetischen Erkrankung kommt es zu starken Hautveränderungen. Diese können sich in Form von bindegewebartigen Knoten, sogenannten Fibromen, äußern. Darüber hinaus kommt es zur Entwicklung von gutartigen Tumoren des peripheren Nervensystems, die ein gewisses Entartungspotential aufweisen. Die Fibrome können so stark wachsen, dass die Betroffenen Schmerzen und Funktionseinschränkungen erleiden. Eine vollständige Resektion mittels Operation ist nicht immer möglich. Koselugo soll das Wachstum der Tumore hemmen.
Selemetinib wirkt über einen bereits bekannten Mechanismus. Der Wirkstoff hemmt die Überaktivität der Mitogen-aktivierten Proteinkinase-Kinase 1 und 2 durch die Blockierung des RAF-MEK-ERK-Signalwegs. Durch die herabgesenkte MEK-Aktivität wird die Proliferation der entsprechenden Zellen gehemmt, sodass Tumorzellen, bei denen der RAF-MEK-ERK-Signalweg aktiviert ist, nicht weiterwachsen können. Auch die Wirkstoffe Cobimetinib (Cotellic, Roche), Binimetinib (Mektovi, Pierre Fabre) und Trametinib (Mekinist, Novartis) blockieren die MEK-Aktivität.
Koselugo kommt in zwei verschiedenen Dosierungen: Zur Verfügung stehen Kapseln mit 10 mg und mit 25 mg je abgeteilter Einheit. Zur Markteinführung ist jeweils nur eine Packungsgröße mit 60 Kapseln verfügbar. Die Einnahme erfolgt zweimal täglich im Abstand von 12 Stunden. Die Dosierung richtet sich nach der Körperoberfläche. Die empfohlene Dosis beträgt 25 mg/m2 Körperoberfläche. Um die benötigte Dosierung so exakt wie möglich zu erreichen, kann es sein, dass der Arzt/die Ärztin beide Dosierungen verschreibt und der Patient/die Patientin die Kapseln kombinieren muss. Bislang wird die Therapie mit Koselugo nur bis zum 18. Lebensjahr empfohlen. Darüber hinaus liegen nur begrenzte Daten vor.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Akne-ähnliche Hautausschläge und Haarveränderungen. Pustulöser Ausschlag und trockene Haut wurden vor allem in der Altersgruppe der Drei- bis Elfjährigen beschrieben. Auch gastrointestinale Beschwerden treten häufig auf. Die Kombination mit starken oder moderaten CYP3A4- oder CYP2C19-Inhibitoren sollte vermieden werden. Bei notwendiger gleichzeitiger Anwendung sollte eine Dosisreduktion von Selumetinib erfolgen. Eine zusätzliche Vitamin-E-Supplementierung ist kontraindiziert, da Koselugo bereits 36 mg Vitamin E in Form von Tocofersolan (TPGS, wasserlösliches Derivat des natürlichen Vitamin E) enthält. Bei gleichzeitiger Anwendung von Vitamin E Präparaten und Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern kann das Blutungsrisiko steigen.