Kontrazeptiva

Die 4. Generation führt

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Berlin -

Der Markt der Kontrazeptiva ist im Wandel. Patentabläufe haben bestimmte Kombinationen beflügelt; bei anderen Wirkstoffen hat die öffentliche Debatte um mögliche Risiken Spuren hinterlassen. Außerdem werden deutlich mehr N3-Packungen abgegeben. Insgesamt werden deutlich weniger Verhütungsmittel verordnet als noch vor zehn Jahren; Pillen der sogenannten 4. Generation haben nach wie vor die Nase vorn.

Nach Zahlen von IMS Health ist das Segment der hormonellen Kontrazeptiva seit 2005 um 13 Prozent zurückgegangen: Wurden vor zehn Jahren noch 21,4 Millionen Packungen verschrieben, waren es zuletzt noch 18,6 Millionen. Wegen der gestiegenen Verkaufspreise ist der Markt nach Umsatz dagegen um 4 Prozent gewachsen: von 345 auf 356 Millionen Euro.

Besonders beliebt sind seit jeher die sogenannten Einphasenpräparate, mit denen über 21 Tage hinweg eine feste Kombination aus Östrogen und Gestagen zur Empfängnisverhütung eingenommen wird. Mehr als zwei von drei Packungen entfallen auf diese Produktgruppe.

Zwei- und Dreiphasenpräparate haben dagegen massiv an Bedeutung verloren. Reine Gestagenpräparate – Cerazette und Generika – und Notfallkontrazeptiva wie PiDaNa und EllaOne sind im gleichen Zeitraum gewachsen, aber im Gesamtmarkt von untergeordneter Bedeutung.

Unter den Einphasenpräparaten führen die Pillen der 4. Generation, die ihren Anteil in diesem Bereich von 41 auf 55 Prozent ausbauen konnten: Statt 6,3 Millionen Packungen im Jahr 2005 wurden zuletzt 7,4 Millionen abgegeben – ein Zuwachs um 1,1 Millionen Einheiten beziehungsweise 17 Prozent. Die Gestagene Dienogest, Chlormadinon und Drospirenon haben zusätzlich eine anti-androgene Wirkung und werden daher von Frauen mit Hautproblemen trotz der Risiken gerne akzeptiert.

Besonders gut entwickelte sich die Kombination aus Dienogest und Ethinylestradiol, auf die statt 2,8 Millionen mittlerweile 4,2 Packungen entfallen, ein Zuwachs von knapp 50 Prozent. Entsprechend stellt diese Kombination statt 18 nun 31 Prozent aller Packungen im Bereich der Einphasenpräparate. Besonders nach dem Patentablauf von Valette im Jahr 2012 legten die Abverkäufe zu. Weil die Generika aber preiswerter sind, stieg der Umsatz im gesamten Zeitraum nur um 12 Prozent

Auf Chlormadinon/Ethinylestradiol entfallen 1,9 Millionen Packung und 41,6 Millionen Euro, entsprechend 14 beziehungsweise 12 Prozent. Die Kombination ist mittlerweile zwar ebenfalls generisch; trotzdem kletterte der Umsatz seit 2005 um 30 Prozent, während die Packungszahl nur um 11 Prozent zulegte. Das Original Belara/Neo-Eunomin stammte von Grünenthal und gehört mittlerweile zum ungarischen Hersteller Gedeon Richter.

Rückläufig entwickelte sich unter den Kontrazeptiva der 4. Generation lediglich die Kombination aus Drospirenon und Ethinylestradiol. Zwar kletterte der Absatz zwischen 2005 und 2009 von 1,8 auf 2,8 Millionen Packungen; nach der Debatte um mögliche Thromboserisiken und Prozesse in den USA und anderen Ländern brach das Geschäft dann jedoch ein. 2014 wurden 1,3 Millionen Packungen verordnet, ein Viertel weniger als zehn Jahre zuvor. Nach Umsatz konnte die Kombination um 11 Prozent von 39 auf 43 Millionen Euro zulegen.

Verloren haben laut IMS auch die Kontrazeptiva der 2. und 3. Generation. Der Absatz von Ethinylestradiol/Levonorgestrel sank um knapp ein Viertel von 5,7 auf 4,5 Millionen Packungen. Den großen Einbruch hatte es 2006 und 2007 gegeben; seitdem haben sich die Abverkäufe stabilisiert. Der Klassiker ist noch heute führend unter den Kombinationen: Jede dritte Packung unter den Einphasenpräparaten gehört der ältesten Generation an; der Umsatz ist von 72 auf 63 Millionen Euro gefallen.

Desogestrel/Ethinylestradiol verlor um 40 Prozent von 2,2 auf 1,3 Millionen Packungen und kommt damit auf einen Marktanteil von 9 Prozent. Der Umsatz sank von 29 auf 22 Millionen Euro.

Zu reinen Gestagenpräparaten, den Minipillen, greifen Frauen zwar selten, allerdings ist ein deutliches Wachstum zu erkennen. Die Zahl der Packungen kletterte seit 2005 von 900.000 auf 1,5 Millionen, der Umsatz von 16,7 auf 22,8 Millionen Euro.

Außerdem gibt es Zweiphasenpräparate, bei denen in den ersten sieben Tagen des Zyklus' Dragees nur mit Östrogen und in den folgenden 14 Tagen welche mit Östrogen und Gestagen genommen werden. Hier sanken die Packungszahl von 1 Millionen auf 164.000 Einheiten und die Umsätze von 18 auf 5,3 Millionen Euro.

Bei den Dreiphasenpräparaten ist die Hormondosierung dem natürlichen Zyklus nachempfunden. Hierbei sind für die erste Phase Östrogen und Gestagen niedrig dosiert, in der zweiten Phase wird die Dosis leicht erhöht und in der dritten Phase ist der Östrogenanteil reduziert, der Gestagenanteil wiederum erhöht. Die Packungszahl sank hier von 1,9 Millionen auf 660.000 Einheiten und die Umsätze von 25,6 auf 17 Millionen Euro.

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