Heute im Sachverständigenausschuss

Kommt der OTC-Switch für Desogestrel?

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Berlin -

Heute kommt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht zusammen. Auf der Agenda steht der OTC-Switch von Desogestrel 75µg zur oralen Anwendung.

Desogestrel ist der einzige Wirkstoff, für den heute die Entlassung aus der Verschreibungspflicht empfohlen werden könnte. Bereits im Vorfeld wurde über das Für und Wider zum OTC-Switch diskutiert – ähnlich wie beim Switch der Pille danach.

Was spricht für die Rezeptfreiheit?

Die Pille ist nicht mehr das Verhütungsmittel Nummer 1 und wurde vom Kondom abgelöst. Einen möglichen Grund dafür sehen Expert:innen auch in der bestehenden Verschreibungspflicht. Denn: Laut einer Studie gab mehr als die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter an, dass die mit der Verschreibungspflicht einhergehenden Probleme wie lange Wartezeiten in der Arztpraxis, Zeitmangel für das Wahrnehmen von Terminen, Aufwand für die Beschaffung von Verhütungsmitteln & Co. den Zugang zu oralen Verhütungsmitteln behindern.

Zudem sind Monopräparate nur mit Gestagenen wie der Minipille risikofreier in puncto unerwünschte Wirkungen wie beispielsweise einem Thromboserisiko. Estrogene Nebenwirkungen bleiben aus.

Apotheken pro Switch

Auch Apotheken sprechen sich für eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht für die Minipille aus. Der Hauptgrund: Frauen brauchen einen einfachen Zugang zu hormonellen Verhütungsmitteln. Kommt es zu einem OTC-Switch für Desogestrel 75 µg, sollten jedoch entsprechende Schulungen stattfinden, zeigen die Ergebnisse einer im „European Journal of Contraception & Reproductive Health Care“ veröffentlichten Studie.

Wirkstoffcheck

Desogestrel gehört zu den Gestagenen der dritten Generation und wird in der Leber durch das Cytochrom P450 (CYP3A)-Isoenzym umgewandelt, um seine Funktion ausüben zu können. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 81 Prozent, die Halbwertszeit bei zwölf Stunden. Im Gegensatz zu anderen Gestagenen ist bei Desogestrel eine durchgehende Einnahme – sprich ohne Pillenpause – möglich. Der Einnahmezeitraum sollte immer innerhalb desselben Zwölf-Stunden-Fensters erfolgen.

Die Hauptwirkung von Desogestrel basiert auf der Hemmung der Ovulation. Hinzu kommen eine Hemmung der Uterusschleimhaut und der follikularen Entwicklung, sowie eine Verdickung des Zervixschleims. Eine Spermien-Penetration bleibt dagegen aus. Der Pearl-Index von Desogestrel 75 µg wird auf 0,14 beziffert. Außerdem kann das Gestagen laut Studien dazu beitragen, die Beschwerden von Dysmenorrhoe zu lindern. Ein Zusammenhang zu einem vermeintlich erhöhten Brustkrebsrisiko unter der Anwendung ist bisher nicht bestätigt.

Kontraindiziert ist Desogestrel bei schweren Leberfunktionsstörungen und akuten Thromboembolien. Eine Kombination mit Johanniskraut ist zu vermeiden.

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