Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat sich klar und deutlich positioniert: Impfstoffe, ob mit oder ohne Aluminium, sind sinnvoll und bergen kein gesundheitliches Risiko. Grund genug, um in der Apotheke aktiv zum Impfen zu raten und der Verunsicherung der Kunden mit Fakten zu begegnen. Ein Kommentar von Apothekerin Dr. Kerstin Neumann.
Das Geschäft mit der Angst boomt. Vor einigen Jahren waren es die Weichmacher in Babyfläschchen und Kinderspielzeug, gestern rotes Fleisch, heute ist es Aluminium in Impfstoffen. Gefährliche Stoffe, die keinesfalls in den Regalen, Kühlschränken oder Kinderzimmern auftauchen sollten. Der Tod lauert inzwischen überall, die eigentlichen Fakten werden bei der Angstmacherei nur zu gern übersehen.
Es ist mehr als Zeit, das zu ändern. Das PEI hat die Initiative ergriffen und endlich für hilfreiche und fundierte Argumente im Adjuvanzien-Streit gesorgt. Dabei haben die Gutachter sehr deutlich gemacht, wie die „Aluminium-Angst“ zu bewerten ist: Sie ist vollkommen unbegründet. Weil im semi-wissenschaftlichen Diskurs nicht zwischen systemischer und lokaler Anwendung von Aluminium unterschieden wird, weil fragwürdige Publikationen unkritisch verbreitet werden, bleiben die Vorbehalte gegen die Impfung bestehen und werden sogar verstärkt.
Grundsätzlich müssen bei Impfstoffen – genau wie bei Arzneimitteln – immer Nutzen und Risiken abgewogen werden. Dabei dürfen die Vorteile des Impfens und auch die des Adjuvans' nicht negiert werden. Wenn man übersieht, dass einige Impfstoffe ohne Aluminium gar nicht oder nur wenig effektiv sind, hätten wir kaum eine Chance, beispielsweise gegen Tetanus zu impfen.
Es kann nicht sein, dass aus einer diffusen Angst vor Vergiftungen, die jeglicher Grundlage entbehren, Kinder nicht geimpft werden. Die Folge davon sind wieder aufkommende Epidemien, die wir längst überwunden geglaubt hatten. Plötzlich gibt es Todesfälle, weil kein ausreichender Masernschutz vorhanden ist.
Lange nicht alle Vorbehalte der Impfgegner haben mit Adjuvanzien zu tun. Dennoch gehen die Experten des PEI in die richtige Richtung. Nur mit Fakten können die Angst und die Vorbehalte, die durch Gerüchte entstehen, aus der Welt geschaffen werden. Dass die Verunsicherung nicht nur bei Patienten, sondern auch bei Heilberuflern vorhanden ist, kann man schon beim Blick auf die Internetseiten einiger Gesundheitszentren und sogar Arztpraxen erfahren. Die Notwendigkeit zur Aufklärung ist und bleibt enorm.
Wir Apotheker dürfen uns den wissenschaftlichen Daten nicht verschließen. Im Kundengespräch können Vorbehalte gegen Impfungen gerade bei Stammkunden – und das sind ja oft die Eltern kleiner Kinder – angesprochen werden. Wir müssen unsere heilberufliche Verantwortung nutzen und die Fakten, die wir dazu erhalten, den Patienten zur Verfügung stellen – fundiert und ohne zu zögern. Das PEI hat seinen Teil dazu beigetragen. Jetzt sind die Apotheken an der Reihe.
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