Kritische Stimmen zur Homöopathie gibt es immer wieder. Gegen die Übermacht der Befürworter kommen sie jedoch nur selten an. Zu stark ist die Armada der Heilpraktiker, Apotheker, Ärzte und Eltern, die die Heilkraft von Globuli, Tinkturen & Co. anpreisen. Dass Homöopathika einen Placebo-Effekt haben, ist unbestritten; auf die richtige Einordnung gegenüber der evidenzbasierten Medizin kommt es an. Es wird Zeit, dass die kritischen Stimmen lauter werden.
Endlich formiert sich lautstarker Widerstand. Vereinzelt tauchen die Kritiker auf, schreiben Bücher, verschaffen sich kurzfristig Gehör – dann mahlen die Mühlen ihren gewohnten Gang. Wenn das Kind gefallen ist, gibt es Arnica-Kügelchen, gegen die Allergie helfen angeblich ein paar Tropfen mit dem Namen Apis mellifica C9 oder Sabadilla C15 – und der Patient weiß nicht einmal, was das wirklich ist. Dazu kommen geradezu hexerisch anmutende Auswüchse wie gegen den Erdmittelpunkt geschüttelte Rinderherzen-Dilutionen.
Historisch gesehen mag die Entwicklung der Homöopathie durchaus nachvollziehbar sein. Zu Hahnemanns Zeiten im beginnenden 19. Jahrhundert gab es die heutige moderne Medizin noch gar nicht. Die „Vier-Säfte-Lehre“ war der medizinische Standard, und häufig verstarben Patienten nicht trotz, sondern wegen des behandelnden Arztes. Da hatte ein neuer Ansatz der „sanften Medizin“ mit hohen hygienischen Standards seine Berechtigung. Selbstheilungskräfte funktionierten häufig besser als Aderlässe und Operationsmethoden mit dubiosen Werkzeugen.
Der Siegeszug der Homöopathie war vor 200 Jahren also sicherlich berechtigt. Das macht sie aber heute nicht zu einer gleichberechtigten Behandlungsmethode neben der Schulmedizin. Es ist höchste Zeit, dass darauf lautstark hingewiesen wird. Nicht nur von Einzelpersonen, sondern von einem disziplin- und sogar länderübergreifenden Netzwerk.
Dabei sollte sicher nicht verkannt werden, wie wichtig die Effekte der sogenannten „Alternativ-Medizin“ sein können. Die Unterstützung der Heilkräfte des eigenen Körpers ist außerordentlich wichtig, und die „Schulmedizin“ muss sich vorwerfen lassen, diesem Aspekt nicht genug Aufmerksamkeit zu widmen. Um diesen Umstand zu verbessern, benötigen Ärzte und Apotheker allerdings Zeit, und die wird im heutigen System nicht honoriert.
Stattdessen werden die „registrierten homöopathischen Arzneimittel“, die ohne jeden Nachweis der Wirksamkeit massenhaft auf den Markt geworfen werden, zum Teil sogar von Krankenkassen erstattet. Damit aber hebt man sie auf die gleiche Stufe wie wirksame Medikamente, die mit intensiver Forschung und unter strengsten wissenschaftlichen und rechtlichen Vorgaben entwickelt wurden. Kein Wunder, dass der Patient die gravierenden Unterschiede nicht sieht.
Das ist ein Missverhältnis, dem entgegengewirkt werden muss. Vielleicht muss man dabei nicht so weit gehen und die Globuli vollständig aus dem Gesundheitssystem verbannen. Dennoch: Wer laut ruft, wird auch gehört. Und nur wer polarisierende Forderungen stellt, kann hierzulande überhaupt Bewegung in die Diskussion bringen. Insofern ist der Ansatz des Netzwerkes Homöopathie in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung, um den Homöopathika ihren Platz zuzuweisen: Im besten Fall wirken sie als unterstützenden Placebo.
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