Knochenmarksversagen unter Levofloxacin Nadine Tröbitscher, 25.11.2024 12:31 Uhr
Dass Fluorchinolone mit zahlreichen, mitunter schweren Nebenwirkungen verbunden sein können und daher nicht leichtfertig eingesetzt werden sollten, ist bekannt. Nun wird unter der Anwendung von Levofloxacin vor weiteren unerwünschten Wirkungen gewarnt, darunter Knochenmarksversagen und Hautveränderungen.
Fluorchinolone wie Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin und Ofloxacin gehören zu den Breitbandantibiotika und wirken gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Sie werden zur Behandlung von schweren Infektionen eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht geeignet sind. Doch Nutzen und Risiken sollten bei der Anwendung sorgfältig abgewogen werden, da mitunter schwerwiegende und langfristige Nebenwirkungen drohen, darunter
- entzündete oder gerissene Sehnen
- Muskelschmerzen oder -schwäche
- Gelenkschmerzen oder -schwellungen
- Probleme beim Gehen
- brennende Schmerzen
- Müdigkeit
- Depressionen
- Gedächtnis-, Schlaf-, Seh- und Hörprobleme
- veränderter Geschmack und Geruch.
Nun kommen weitere unerwünschte Wirkungen hinzu, die in die Fach- und Gebrauchsinformationen Levofloxacin-haltiger Arzneimittel zur oralen sowie intravenösen Gabe aufgenommen werden müssen, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert. Unter der Behandlung drohen Knochenmarksversagen, Hyperpigmentierung, Manie und Myoklonie.
Levofloxacin: Risiko für Knochenmarksversagen
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat ein europäisches, die periodischen Sicherheitsberichte bewertendes Verfahren zu Levofloxacin-haltigen Arzneimitteln zur oralen und intravenösen Anwendung eingeleitet. Auf Basis der Ergebnisse müssen die Produktinformationen entsprechend angepasst werden.
Demnach kann es unter der Behandlung mit Levofloxacin zu Bluterkrankungen, genau zu Knochenmarksversagen einschließlich Leukopenie, Neutropenie, Panzytopenie, hämolytischer Anämie, Thrombozytopenie, aplastischer Anämie oder Agranulozytose, kommen – das Knochenmark stellt dabei die Produktion neuer Blutzellen ein. Weisen Patient:innen Anzeichen dafür auf, soll Arztrücksprache gehalten, das Blutbild überwacht und die Behandlung je nach Ergebnis womöglich abgebrochen werden. Mögliche Symptome sind Müdigkeit, Hautblässe, Blutergüsse, unkontrollierte Blutungen, Fieber, Halsschmerzen, eine schwerwiegende Verschlechterung des Allgemeinzustands sowie eine verringerte Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen.
Muskelzuckungen, Hyperpigmentierung und Manie
Auch Personen, die während der Behandlung mit Levofloxacin Symptome, wie plötzliche unwillkürliche Zuckungen, Muskelzuckungen oder Muskelkontraktionen bemerken, sollten sofort ärztlichen Rat einholen, da dies auf eine Myoklonie hinweist, die ein Absetzen der Therapie erforderlich macht. Hierbei zeigen ältere Patient:innen und Betroffene mit eingeschränkter Nierenfunktion ein erhöhtes Risiko.
Achtung: Myoklonie soll außerdem als mögliches Anzeichen einer Überdosierung entsprechender Arzneimittel ergänzt werden.
Wie häufig derartige Nebenwirkungen sind, kann anhand der verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden. Gleiches gilt für das mögliche Auftreten von Manie (starke Aufregung, Begeisterung, Aufgewühltheit, oder Überschwänglichkeit) und Hyperpigmentierung der Haut (dunklere Hautbereiche) unter der Behandlung mit dem Wirkstoff.
Grundlage für den Beschluss sind neben den verfügbaren Daten aus der Literatur auch Spontanberichte über Knochenmarksversagen, Myoklonie, Manie und Hyperpigmentierung der Haut, bei denen ein Zusammenhang mit der Anwendung von Levofloxacin für eine plausible Möglichkeit gehalten wir