Klimawandel

Rasanter Anstieg von Ambrosia-Allergikern

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Wien -

Schlechte Nachrichten für Allergiker: Das Niesen und Keuchen wird für alle Heuschnupfen-Geplagten wohl noch weiter zunehmen. Nach Forscherprognosen gibt es bis 2050 allein 77 Millionen Ambrosia-Allergiker.

Der Klimawandel könnte nach Forscherangaben in Europa eine wahre Heuschnupfen-Welle verursachen. Eine besondere Rolle spiele dabei die Ambrosia, berichteten Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien und weiterer europäischer Hochschulen. Die Zahl der Menschen, die wegen Ambrosia-Pollen an Heuschnupfen leiden, könne sich in 35 Jahren mehr als verdoppeln. Nach Einschätzung der Forscher um Michelle Epstein ist der Klimawandel zu zwei Dritteln für den rasanten Anstieg von derzeit 33 Millionen auf dann 77 Millionen Ambrosia-Allergikern verantwortlich. Das weitere Drittel wird auf die Ausbreitung der Pflanze zurückgeführt.

Eine höhere Konzentration der Pollen von Ambrosia sowie eine längere Saison der Blütenstaubkörnchen könnten die Symptome zudem verstärken, hieß es in der Mitteilung der Universität. Die Wissenschaftler gingen bei ihrer Prognose von einer Erderwärmung um 1,4 Grad bis 2050 aus.

Rund 40 Prozent aller Europäer haben den Forschern zufolge zumindest einmal im Leben Heuschnupfen. Ambrosia kann sich besonders rasch ausbreiten. Ein einziges Exemplar der auch Beifußblättriges Traubenkraut genannten Pflanze kann etwa eine Milliarde Pollenkörner pro Saison produzieren. Die Studie entstand im Rahmen des EU-Projektes Atopica und ist in den „Environmental Health Perspectives“ veröffentlicht.

Allergiker leiden schon bei geringer Pollen-Konzentration in der Luft an Schnupfen, Husten, tränende Augen, Hautausschläge oder sogar Asthma. Das Unkraut wurde vor mehr als 150 Jahren aus Nordamerika eingeschleppt. Die Pflanze wächst unter anderem an Straßenrändern, an Autobahnen, auf Brachflächen, an Vogelfütterungsplätzen, in Kleingärten und auf Feldern. Sie wird zehn Zentimeter bis 1,50 Meter hoch. Die Blütezeit ist von Juli bis Oktober.

Allergiker leiden nach Angaben der Forscher in Ungarn, Kroatien sowie im Norden Italiens und Südfrankreich besonders stark. „Deutschland ist weit weniger stark betroffen“, so Epstein. Viele Städte in Deutschland lassen die Pflanzen herausreißen, bevor sie blühen. Eine bundeseinheitliche Regelung zur Ambrosia-Bekämpfung gibt es dem Julius Kühn-Institut zufolge aber nicht.

Eine optimale Form der Bekämpfung muss laut Epstein erst noch erforscht werden. Gezielte Maßnahmen wie das Herausreißen oder der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmittel könne die angenommene Zahl der Allergiker bis 2050 aber auf etwa 52 Millionen senken. Sollte die Pflanzeninvasion nicht gestoppt und keine weiteren Schritte im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt werden, könnte es nach der Prognose dann aber schon 107 Millionen Betroffene geben.

Diese Entwicklung führe zu hohen Kosten im Gesundheitssystem. „Die jährliche wirtschaftliche Belastung durch Allergie-Erkrankungen in der EU wird derzeit bereits auf 55 bis 151 Milliarden Euro geschätzt, eine immer höhere Pollenbelastung wird noch höhere Kosten verursachen“, sagte Epstein.

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