KI im Kompressionsstrumpf: Thrombosegefahr erkennen Sandra Piontek, 03.04.2024 14:51 Uhr
Venenerkrankungen ziehen oftmals kostspielige Behandlungen nach sich. Die geschätzten Kosten liegen aktuell bei über zwei Milliarden Euro jährlich. Dabei spielt besonders die Tiefe Beinvenenthrombose (TVT) eine große Rolle: Diese ist mit hohen Risiken für Betroffene und teuren Behandlung verbunden, so das Fraunhofer-Institut für Grafische Datenverarbeitung (IDG). Eine neue Entwicklung könnte in Zukunft Abhilfe schaffen: Mit veinXam entwickelte das Institut ein System, welches in einen Kompressionsstrumpf integriert wird. So kann eine kontinuierliche Überwachung der Venenfunktion gewährleistet werden.
Tiefe Beinvenenthrombosen stellen ein hohes Risiko dar: „Das blutflussbehindernde Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen wird aufgrund diffuser Symptome häufig spät diagnostiziert. Folgeerkrankungen wie die venöse Insuffizienz oder in schweren Fällen, die Lungenembolie oder das post-thrombotische Syndrom sind somit nicht mehr vermeidbar“, so das Fraunhofer IDG.
Das Problem: Mit steigendem Alter der Patient.innen wächst die Zahl der diagnostizierten Fälle exponentiell. Bei Älteren liege die Inzidenz bei fast 1 : 100, so das Institut. Da die Menschen immer älter werden und das Pflegepersonal knapp ist, sehe man hier Handlungsbedarf.
Pflegekräfte entlasten
Das Fraunhofer IDG entwickelte deshalb das veinXam. Ziel des Systems ist es, Thrombosen früher zu erkennen und somit Pflegekräfte zu entlasten. Der Clou: Die Sensoren sind alltagstauglich in Kompressionsstrümpfen integriert und messen non-invasiv kontinuierlich den Blutfluss in den tiefen Beinvenen. Bei der Messung einer krankhaften Veränderung wird ein Alarm an das Stationspersonal im Krankenhaus oder bei häuslicher Anwendung an das Smartphone der Patient:innen gesendet. Dies ermöglicht eine frühzeitige IEinleitung einer Intervention. So können wiederum folgenschwere Erkrankung sowie eine kostenintensive Behandlung vermieden werden.
Neben der Venenmessung können auch weitere Vitalparameter erfasst werden: „Puls, die Blutsauerstoffsättigung und die Atmung eines Patienten werden ebenfalls erfasst. Diese Daten können kabellos an beliebige Systeme weitergeleitet und dort weiterver-arbeitet werden“, so das Fraunhofer-Institut.
Funktionsweise des veinXam
Das System baut technisch auf der bereits in der Venendiagnostik etablierten Licht-Reflexions-Rheographie auf. „Venöses Blut besitzt im Vergleich zu arteriellem Blut eine deutlich höhere Konzentration an desoxygeniertem Hämoglobin. Die dadurch veränderte optische Absorptionseigenschaft kann dazu genutzt werden, die venöse Auffüllzeit und damit die Funktion der Venenklappen der tiefen Beinvenen zu bewerten“, so das Institut.