Keuchhusten: Von vielen Erwachsenen unterschätzt Sandra Piontek, 12.12.2023 11:35 Uhr
Keuchhusten kann bei ungeimpften Babys und älteren Menschen zu schweren Komplikationen oder gar zum Tod führen. Deshalb ruft die Barmer alle Erwachsenen in Sachsen dazu auf, ihren Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls Impflücken zu schließen. „Keuchhusten ist keine Kinderkrankheit und wird von vielen Erwachsenen unterschätzt“, so Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen.
Keuchhusten Pertussis gilt als hoch kontagiös. Schon ein kurzer enger Kontakt mit einer infektiösen Person innerhalb eines Abstandes bis zu einem Meter kann ausreichen, um sich anzustecken. Dabei erfolgt die Übertragung durch kleinste Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder Sprechen begünstigt wird. Die Vermehrung der sogenannten Bordetellen erfolgt auf dem Epithel der Atemwegsschleimhäute. Lokal kann dabei die Schleimhaut beschädigt und die Abwehrkräfte geschwächt werden.
Die Infektionszahlen steigen seit dem vergangenen Jahr wieder an: Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Sachsen dieses Jahr 102 Keuchhusten-Fälle gemeldet – 29 Fälle mehr als im vergangenen Jahr. Dabei sind nicht nur deutsche Regionen von einem Anstieg betroffen: Dänemark kämpft aktuell mit bereits seit Mai steigenden Infektionszahlen: „Diese liegen mittlerweile so hoch, dass die zuständigen Behörden von einer landesweiten Epidemie sprechen. Als besonders betroffen gilt die Ostseeinsel Fünen“, heißt es in einer Mitteilung des Centrum für Reisemedizin (CRM).
Im Oktober lag die Zahl der gemeldeten Keuchhustenfälle laut der Meldung bei 1131 und damit mehr als zehnmal so hoch wie in den vergangenen Jahren zu gleicher Zeit. Deshalb appelliert das CRM derzeit vor allem an Dänemark-Reisende die Keuchhusten-Impfung zu checken.
Besonders auffällig: Viele Erwachsene sind betroffen. „Keuchhusten ist keine Kinderkrankheit und wird von vielen Erwachsenen unterschätzt“, warnt Welfens. Deswegen ruft die Barmer alle Erwachsenen in Sachsen dazu auf, ihren Impfstatus gegen Keuchhusten zu überprüfen und gegebenenfalls Impflücken zu schließen. „Keuchhusten ist hochgradig ansteckend. Und wir können einen pandemiebedingten Nachholeffekt nicht ausschließen“, so Welfens mit Bezug auf die Infektionszahlen vor der Pandemie.
Nach einer Keuchhusten-Erkrankung bestehe keine lebenslange Immunität: „Der beste Schutz vor Keuchhusten ist die Impfung. Erwachsene sollten sich einmalig immunisieren lassen, mit einer Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre“, empfiehlt die Barmer-Landeschefin. Während die Ständige Impfkommission eine Auffrischung des Impfschutzes nur für bestimmte Zielgruppen empfehle, ermögliche die Barmer diese allen Erwachsenen ab 18 Jahren.
Das sei auch im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr wichtig: „Ungeimpfte können ältere Menschen und Babys anstecken, bei denen es zu schweren Komplikationen und lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann“, so Welfens. „Keuchhusten verläuft bei Erwachsenen und Kindern nicht identisch. Der Husten ist bei Erwachsenen zwar langanhaltend, aber weniger heftig. Auch das typische Keuchen, Erbrechen und Fieber treten bei ihnen seltener auf als bei Kindern. Das kann dazu führen, dass Keuchhusten bei Erwachsenen nicht immer diagnostiziert wird und wir eine hohe Dunkelziffer haben“, so Welfens weiter.