Lebensqualität verbessern

Ketogene Ernährung: MS-Kranke sollen profitieren

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Berlin -

Gesunde Fette, Eiweiß und wenig Kohlenhydrate: Ketogene Ernährung ist längst bekannt und wird von vielen Menschen zumindest phasenweise praktiziert. Was kann die eiweißreiche Ernährung bei einer MS-Erkrankung bewirken?

Der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) berichtet über Hinweise, dass Menschen mit Multipler Sklerose (MS) von einer ketogenen Ernährung profitieren können. Dabei verweisen die Neurologen auf Studienergebnisse, die belegen, dass Betroffene, die sich sechs Monate lang mit dieser speziellen Diät ernährten, eine deutlich bessere Lebensqualität hatten. Die Beeinträchtigungen durch körperliche Behinderungen sowie Müdigkeit und Missstimmung ließen nach. Auch die Gehgeschwindigkeit verbesserte sich.

Dr. Markus Bock von der Berliner Charité und sein Team haben in einer ersten Studie am Menschen untersucht, inwieweit die ketogene Ernährung sich auf die Lebensqualität von MS-Patient:innen auswirken kann. 60 Proband:innen wurden dazu in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe ernährte sich sechs Monate lang von gewöhnlicher Mischkost. Die zweite fastete sieben Tage lang und erhielt anschließend die gleiche Kost wie die erste Gruppe. Die dritte Gruppe hielt sich ein halbes Jahr lang an eine ketogene Diät. Während der Studiendauer erfassten Bock und sein Team anhand eines Fragebogens die Lebensqualität der Proband:innen.

Belegt werden konnte, dass sowohl das Fasten als auch die ketogene Diät zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führte. Die ketogene Diät wirkte sich zudem positiv auf die Blutfettwerte aus. Weitere Studien mit größeren Patientenzahlen sollen folgen, um auch die Effekte auf das Gehirn mit bildgebenden Verfahren zu untersuchen.

Nervenzellen benötigen Fette

Die Frage ist, warum sich gerade eine ketogene Ernährung mit vielen Fetten positiv auf die MS-Erkrankung auswirkt. Laut BVDN gibt es Hinweise, dass die Erkrankung den Energiestoffwechsel des Gehirns aus dem Gleichgewicht bringt. Nervenzellen gewinnen unter MS ihre Energie vorrangig aus Fetten: „Eine ketogene Diät ist offenbar gut geeignet, um die erforderliche Menge Fett zur Energiegewinnung zu liefern“, so Gereon Nelles, Neurologe vom BVDN. Dabei stammen die Fette, die innerhalb einer ketogenen Ernährung konsumiert werden, hauptsächlich aus Fisch, Fleisch, Pflanzenölen und Nüssen. So wird ein verstärkter Energiestoffwechsel in den Zellen möglich: MS-Beschwerden können so gelindert werden.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose gehört zu Autoimmunerkrankungen, wobei sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Bei einer MS-Erkrankung wird das Nervensystem von körpereigenen Abwehrzellen angegriffen, was wiederum zu den typischen Beschwerden führt. Krankheitssymptome entstehen einerseits durch Schädigung der Nervenisolierschicht (Demyelinisierung) sowie andererseits den Abbau von Nervenfasern und -zellen. Die Multiple Sklerose ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient unterschiedlich. Aus diesem Grund ist MS auch als „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ bekannt. Zu Krankheitsbeginn überwiegt der schubförmige Verlaufstyp.

Symptome:

  • Taubheitsgefühle in Armen und Beinen
  • Probleme beim Gehen
  • starke Müdigkeit und rasche Erschöpfung
  • Probleme bei der Darm- oder Blasenentleerung
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen auf einem Auge
  • seltener Lähmungserscheinungen

Der BVDN hält die Ernährung, neben einer Medikamenteneinnahme für eine gute Unterstützung innerhalb einer Therapie.

Schützender Effekt ist bekannt

US-Wissenschaftler genommen: Sie untersuchten, wie sich eine ketogene Diät – viel Fett, wenig Kohlenhydrate, ausreichend Protein – klinisch auf Menschen mit schubförmiger MS auswirkt. In vorangegangenen Studien konnten Wissenschaftler bereits an Autoimmun-Enzephalitis leidenden Mäusen (Modell zur Nachstellung einer MS-Erkrankung) neuroprotektive Effekte einer ketogenen Ernährung belegen. Läsionen im MRT waren reversibel und Entzündungsmediatoren wurden unterdrückt. Weitere Untersuchungen mit MS-Erkrankten sollen folgen.

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