Haarausfall

Keine Tregs, keine Haare Nadine Tröbitscher, 09.06.2017 13:18 Uhr

Berlin - 

Sie kann mit Würde getragen werden, ein Modetrend oder ungewollt das Resultat von Haarausfall sein – die Glatze. Die Apotheke bietet zahlreiche Möglichkeiten, schütterem Haar entgegenzuwirken. Forschern der University of California ist es gelungen, bestimmte Zellen im Körper für den Kahlschlag verantwortlich zu machen. Sie haben damit einen neuen Therapieansatz eröffnet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Cell“.

„Tregs“ lautet das Zauberwort. Diese regulatorischen T-Zellen sind eine Art von Immunzellen, die eher für ihre Bekämpfung von Entzündungen im menschlichen Körper bekannt sind. Dem Team in San Francisco um den Dermatologen und Assistenzprofessor Michael Rosenblum ist es nun gelungen, einen Zusammenhang zwischen Tregs und Haarverlust herzustellen. Im Mausmodell fanden die Forscher heraus, dass die regulatorischen Zellen das Haarwachstum anregen, indem sie Stammzellen aktivieren, die der Regeneration von Haarfollikeln dienen.

„Unsere Haarfollikel werden ständig recycelt. Wenn ein Haar ausfällt, muss ein Teil des Haarfollikels dafür sorgen, dass ein neues Haar nachwächst“, sagt Rosenblum. Für die Regeneration der Wurzelscheide sind die Tregs von großer Bedeutung. Denn fehlen die Immunzellen, bleibt das Haarwachstum aus. Laut Studie besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Mangel an Tregs und der Entstehung von Alopecia Areata sowie der klassischen Glatzenbildung.

Können die Haarfollikel am oberen Ende der Haarwurzel nicht regenerieren, da die Aktivierung von Stammzellen ausbleibt, entsteht ein Kahlkopf. Die Entdeckung geht noch weiter. Die gleichen Stammzellen spielen auch bei der Wundheilung eine wichtige Rolle. Somit könnten die Tregs auch bei der Reparatur der Haut eine Schlüsselrolle spielen.

Rosenblum und seine Kollegen zeigten anhand von Mäusen, welche Rolle Tregs für das Haarwachstum spielen. Dazu entfernten die Forscher Tregs aus der Haut der Mäuse, rasierten die Haare der Nager und machten eine für sie überraschende Entdeckung – die rasierten Stellen wuchsen nicht mehr nach. Die Wissenschaftler forschten weiter.

Imaging-Experimente zeigten den Zusammenhang zwischen den Stammzellen innerhalb des Haarfollikels und den Tregs. Befindet sich ein Haarfollikel in der Wachstumsphase, ist die Anzahl der aktiven Tregs um das Dreifache erhöht. Dazu kommunizieren die Stammzellen mit den Immunzellen über ein gemeinsames Kommunikationssystem, den sogenannten Notch-Signalweg. Zudem würden sich Tregs schon auf den Weg zum Haarfollikel machen, kurz bevor das Haar droht auszufallen.

Tregs können als Friedenstruppen oder Diplomaten des Immunsystems bezeichnet werden. Sie versetzen andere Immunzellen in Abwehrhaltung oder Entspannung. Besteht jedoch ein Defekt und sind die Tregs in ihrer Funktion gestört, können diese Ausfälle Auslöser für Autoimmunerkrankungen oder für Allergien gegen harmlose Substanzen sein. Die regulatorischen T-Zellen sitzen zum Großteil in den Lymphknoten. Ein Teil befindet sich jedoch auch in Geweben, wo sie Entzündungen hemmen oder metabolische Effekte ausüben.