MSD Sharp & Dohme (MSD) nimmt Keimax komplett aus dem Handel. Die Zulassung für das Antibiotikum ist zwar noch nicht erloschen, aber einen Produktionsort für den Wirkstoff Ceftibuten gibt es nicht mehr.
Das Antibiotikum wurde bislang bei der belgischen MSD-Tochter SP Labo hergestellt. Doch der Hersteller hat die Segel gestrichen. Eine Alternative für die für Keimax geschlossene Produktionsstätte habe man nicht gefunden, sagt eine Konzernsprecherin. Bereits seit August ist Keimax nicht mehr verfügbar; dies sei mit dem Qualitätsanspruch von MSD nicht vereinbar. Die Entscheidung sei noch nicht endgültig, jedoch sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es dabei bleibe.
Ceftibuten gehört zur Gruppe der Cepahlosporine der 3. Generation; Keimax war das einzige Produkt mit dem Wirkstoff. MSD hatte Trockensäfte und Kapseln auf dem Markt. Der US-Konzern mit deutschem Sitz in Haar bei München verweist auf alternative Wirkstoffe. Der Trockensaft etwa solle durch einen Cefpodoxim-Trockensaft ausgetauscht werden.
Keimax lag laut Arzneiverordnungsreport mit 0,96 Millionen verordneten Tagestherapiedosen (DDD) weit hinter dem Spitzenreiter Cefuroxim mit 58,4 Millionen DDD. Auf Cefaclor entfielen 11,3 Millionen DDD, auf Cefpodoxim 4,3 Millionen DDD. MSD hat 2015 einen weltweiten Umsatz von 39,5 Milliarden US-Dollar verzeichnet, auf Deutschland entfielen 1,4 Milliarden Euro. Der Konzern hat in Deutschland 1800 Mitarbeiter.
In der Industrie gelten Antibiotika als unattraktiv, da sie entweder generisch und damit preiswert sind oder als Innovationen nur zurückhaltend verordnet werden sollen. Mitunter verschwinden vielversprechende Wirkstoffkandidaten sogar direkt im „Giftschrank“, weil die Vermarktung zu teuer wäre. „Anreize reichen nicht aus, wenn sie kein Volumen haben“, sagt ein Insider.
Zuletzt hatte sich AstraZeneca im Sommer aus dem Geschäft mit Antibiotika verabschiedet. Für eine halbe Milliarde US-Dollar überließ der britische-schwedische Konzern das Geschäft dem Konkurrenten Pfizer. Nach der ersten Zahlung erhält AstraZeneca demnach im Jahr 2019 weitere 175 Millionen Dollar. Dazu kommen bis zu 250 Millionen Dollar beim Erreichen bestimmter unternehmerischer Ziele und bis zu 600 Millionen Dollar erfolgsabhängige Zahlungen.
Betroffen war auch das gerade erst in der EU zugelassene Arzneimittel Zavicefta (Ceftazidim/Avibactam), das in erster Linie für Patienten mit weitreichenden Resistenzen gegen andere Präparate entwickelt wurde, sowie die gesamte Pipeline. Betroffene Antibiotika – auch in Deutschland – sind außerdem das 2012 auf den Markt gebrachte Zinforo (Ceftarolinfosamil), Meronem und der neue Wirkstoff CXL.
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